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Einwurf


Er konnte
nicht anders
Alle Hoffnungen der Spieler waren umsonst, der SC Paderborn 07 und Trainer Jos Luhukay gehen endgültig getrennte Wege. Zu einem Wiedersehen kommt es höchstens noch vor Gericht. Dass Luhukay bei seiner Entscheidung blieb und nicht den Rücktritt vom Rücktritt erklärte, war zu erwarten. Er zeigt auch bei seinem Abschied die Konsequenz, mit der er den SCP 14 Monate lang erfolgreich geführt hat.
Es gab für Luhukay kein Zurück, selbst wenn sich sein Blickwinkel in den vergangenen Tagen durch die »aufklärenden« Gespräche mit dem Präsidenten tatsächlich verschoben hat. Wer Luhukay kennt, der weiß, dass er vielleicht anders wollte, aber nicht konnte. In seinen Augen hätte er sein Gesicht verloren: gegenüber dem Verein, der Mannschaft und sich selbst. Wer ihm Böses will, kann ihm Egoismus und Sturheit vorwerfen. Finkes Vermutung, dass dem Coach seine Gradlinigkeit im Wege stand, trifft es bei Luhukays Verdiensten angemessener, ändert aber nichts an den Fakten.
Der SC Paderborn 07 muss sich einen neuen Trainer suchen und hat den Schuldigen gefunden: Günther Rybarczyk. Spieler, Trainer, Sportlicher Leiter - Rybarczyk hat im Verein eine lange Vergangenheit, eine gemeinsame Zukunft wird es nie mehr geben. Seine Fachkompetenz ist unbestritten, zusammen mit Luhukay stellte er unter schwierigen finanziellen Bedingungen eine Mannschaft zusammen, die in der vergangenen Saison bester Aufsteiger der zweiten Bundesliga war. Seine menschliche Art, seine Eigenbrödlerei, wurde ihm und dem Klub jetzt zum Verhängnis.
Finke kennt Rybarczyk über Jahre, dass er ihn gestern den »Herrn aus Bayern« nannte, zeigt, wie sehr das Tischtuch zerschnitten ist. Finke sieht keine Gesprächsgrundlage, da geht nichts mehr. Für den Präsidenten hat der Sportliche Leiter den Trainer auf dem Gewissen, weil er ihn nicht über dessen Rücktritts-Absichten informierte und Finke so öffentlich bloßstellte. Luhukay muss sich fragen, ob sein enges Vertrauen zum unkommunikativen Rybarczyk falsch war. Finke sollte wissen: Erster Ansprechpartner in Sachen Neueinkäufe muss der Trainer sein. Peter Klute

Artikel vom 16.08.2006