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Ein Jahr zwischen Kimono und Karaoke

KGH-Schülerin Jana Ludwig (17) hat über Rotary-Austauschprogramm Japan kennen gelernt

Von Klaudia Genuit-Thiessen
Halle (WB). Sonntags Shopping oder Karaoke singen, alltags im Faltenrock und mit Matrosenkragen den ganzen Tag in die Schule - Jana Ludwig hat das moderne Japan kennen gelernt. Als Austauschschülerin hat die 17-Jährige elf Monate den Fernen Osten erlebt, eine Erfahrung, die ihr der Rotary-Club ermöglicht hat.

»Das war superklasse. Das würde ich jederzeit wieder machen!«, strahlt die Japan-Freundin ihre Mutter Sabine an. Doch die ist froh, dass Jana jetzt erst einmal in Halle ihr Abitur bauen will, bevor sie vielleicht in Japan studiert.
Zurück zum Start: Über Hannover via Paris und Tokio fährt Jana im vergangenen Jahr nach Nagoya, ein 26-Stunden-Unternehmen, das sie in Japans viertgrößte Stadt bringt. Die 2,2 Millionen Einwohner zählende Stadt liegt genau zwischen Tokio und Osaka und in der Nähe der Stadt Toyota. Bei einer fünfköpfigen Familie - die Eltern erfolgreiche Designer - wohnt die KGH-Schülerin die ersten sechs Monate. Und lernt ein ganz anderes Leben kennen: Anderthalb Stunden Schulweg morgens, anderthalb am Nachmittag oder sogar am Abend, dazwischen Unterricht und Arbeitsgemeinschaften. Alle tragen Uniform und das nicht nur an Janas katholischer Mädchenschule: Faltenröcke und Blusen mit Matrosenkragen. Nach Schulschluss greifen die Schüler zu Besen und Putzlappen, putzen ihre Räume täglich selbst. Als Austauschschülerin, die - Rotary-Programm - vier Gastfamilien kennen lernt, ist Janas Alltag nicht ganz so rappelvoll wie der ihrer Mitschüler, von denen viele »viel verrückter als normale Europäer« sein sollen: Hausaufgaben muss sie nicht machen.
Dafür aber Japanisch lernen. Die Grundlagen hat sie schon bei der Vhs Ravensberg erworben. Doch natürlich versteht sie erst einmal kein Wort, ein Handicap, das sie sich blitzschnell überwindet: Nach einem halben Jahr kann das zarte Persönchen aus Halle (ihre 1,61 Meter gelten in Japan als Gardemaß) überall mitreden.
Wenn die Hallerin mit dem Faible für Manga, die berühmten japanischen Comics, nicht gerade mit den Rotariern das »Land des Lächelns« bereist und viele kleine Vorträge halten muss, ist sie mit ihren Gastfamilien und Schulfreunden zusammen. »Die meisten japanischen Jugendlichen verbringen den Sonntag, den eigentlich einzigen freien Tag, in der Stadt«, hat sie festgestellt. Shopping ist deshalb eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Einkaufen können die viel beschäftgiten Japaner immer. Geschäfte wie die »Combinis« sind sogar rund um die Uhr geöffnet. Und glücklicherweise verkaufen sie auch Souvenirs für die Lieben daheim.

Artikel vom 16.08.2006