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»Cessna-Pilot soll künftig
einen Jumbo-Jet steuern«

Fachbereichsleitung: Schlagabtausch im Kreisausschuss


Kreis Gütersloh (rec). »Der neue Mann erreicht die für das Amt notwendige Qualifikation bei weitem nicht.« Mit dieser Aussage ist der Umweltausschuss-Vorsitzende Johann-Heinrich Frankenfeld (CDU) gestern im Kreisausschuss zum offenen Schlagabtausch mit Landrat Sven-Georg Adenauer übergegangen. Mit dem Mann ist der bisherige Wirtschaftsförderer Albrecht Pförtner gemeint, mit dem Amt die Fachbereichsleitung Bauen und Umwelt beim Kreis Gütersloh.
Adenauer rief Frankenfeld zur Ordnung und verwahrte sich dagegen, die Qualifikation seiner Mitarbeiter in Frage stellen zu lassen: »Das ist eine Ungeheuerlichkeit.« Mit seiner Äußerung habe sich Frankenfeld selbst disqualifiziert.
Der CDU-Abgeordnete bezog seine Aussage auf die vorangegangenen Ausführungen des amtierenden Fachbereichsleiters Reinhold Sudbrock. Dessen Stelle soll auf Antrag der FWG-UWG-Fraktion neu bewertet werden. Anlass dafür waren Vorgaben von Landrat Adenauer bei der kreisinternen Suche nach einem Nachfolger Sudbrocks. Nach Ansicht Adenauers komme es auf dieser Position künftig weniger auf spezialisiertes Fachwissen als auf Managementfähigkeiten an.
Dem widersprach Sudbrock, indem er die von FWG-UWG beantragte Abwertung seiner Stelle ablehnte. Sudbrock verwies auf ein Schreiben an die Fraktionsvorsitzenden, in dem er auf seine Aufgaben und seine Verantwortung bei der Abfallgesellschaft des Kreises (GEG) verweist. »Die mit der Ausgliederung der Abfallwirtschaft verbundene Gründung der GEG hat zwar zu einer Änderung der Arbeitsfelder, für mich aber nicht zu weniger Aufgaben, bzw. Verantwortung geführt«, heißt es in dem Schreiben. Darüber hinaus verweist Sudbrock auf seine Aufgaben bei den GEG-Tochtergesellschaften »Biowest« und »Ecowest«, im Verwaltungsrat und der Verbandsversammlung der Verkehrsorganisation VVOWL, im Regionalrat und Landkreistag. Daneben ist Sudbrock für den gesamten Baubereich des Kreises Gütersloh zuständig, eine juristisch ebenso komplizierte Materie wie die Abfallwirtschaft.
»Es wundert mich, dass diese Anforderungen bei der Suche nach einem geeigneten Nachfolger überhaupt keine Rolle gespielt haben«, stellte Frankenfeld im Ausschuss fest. Am Rande der Sitzung fasste er pointiert zusammen: »Hier soll ein Cessna-Pilot einen Jumbojet übernehmen.«
Auf Frankenfelds Frage, ob es in der gesamten Kreisverwaltung keine einzige qualifizierte Frau für diese Position gegeben habe, durfte die Gleichstellungsbeauftragte Ellen Wendt in öffentlicher Sitzung nicht antworten. In einem internen Rundschreiben hatten der Personalrat und die Gleichstellungsbeauftragte moniert, dass es bei der umstrittenen Stellenbesetzung kein internes Bewerbungs- und Auswahlverfahren gegeben habe.

Artikel vom 15.08.2006