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Ersatzmami springt
in Notfällen ein

Neues Kooperationsmodell im Familienzentrum

Rietberg (mobl). Es sind diese Situationen, die vor allem berufstätige allein erziehende Mütter fürchten: eines Morgens ist das Kind krank - und Mutti muss zur Arbeit. Doch wer kümmert sich um den kranken Nachwuchs? In Rietberg ist ein Konzept entstanden, das in diesen Lebenslagen hilft: »MamI - die Notfallmutter« ist ein Projekt des Rietberger Familienzentrums, des Landfrauenservice, der Rietberger Künstlergruppe und des Vereins »Hilfe für Menschen in Not«.

Auf dem Rietberger Familientag kamen Ingrid Wedeking vom Landfrauenservice und Annette Rodejohann von der Künstlergruppe ins Gespräch und erörterten genau dieses Thema: wer hilft eigentlich, wenn kurzfristig eine Betreuungsperson für Kinder gesucht wird? »Gerade in der derzeitigen schwierigen wirtschaftlichen Lage«, weiß Annette Rodejohann, »trauen sich viele Mütter doch gar nicht, sich frei zu nehmen, weil ihr Kind krank ist. Da ist die Sorge um den Arbeitsplatz viel zu groß.«
Das Familienzentrum bietet nun die Lösung des Problems. Das »MamI«-Konzept vermittelt Notfallmütter und kümmert sich auch darum, wer die Hilfe bezahlt, falls die berufstätige Mutter (oder natürlich auch der berufstätige Vater) nicht in der Lage ist, die Betreuung zu zahlen. »Wir wollen schnell und unbürokratisch helfen. Und zwar nicht nur in dem Fall, wenn das Kind krank wird, sondern natürlich auch umgekehrt, das heißt, wenn Mutti oder Vati krank sind und sich nicht um den Nachwuchs kümmern können«, schildert Martin Hillemeyer vom Rietberger Familienzentrum.
Die Betreuerinnen organisiert der Landfrauenservice. »Das sind ausgebildete Kräfte, teilweise sogar gelernte Krankenschwestern«, sagt Ingrid Wedeking. Zwischen 16 und 20 Euro kostet deren Einsatz pro Stunde, darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, Kinder auf Partnerhöfen des Landfrauenservice unterzubringen, wo für 5 Euro pro Stunde Betreuung geboten wird.
»Oft zahlen Krankenkassen oder Sozialamt«, weiß Hillemeyer, doch bis diese finanzielle Hilfe genehmigt ist, vergeht oft viel zu viel Zeit. Deswegen wurde der Verein »Hilfe für Menschen in Not« ins Boot geholt. Bei einem echten Notfall tritt der Verein in Vorleistung, um die »Notfallmami« zu bezahlen. Anschließend wird dann geprüft, ob die Familie, die die Notfallmami in Anspruch genommen hat, selbst zahlen kann oder Anspruch auf Zahlungen von Krankenkasse oder Sozialamt hat. Der Förderverein hofft, Unterstützer für dieses Konzept zu finden. »Es wäre schön, wenn sich auch Rietberger Firmen finanziell beteiligen würden, denn auch denen wird das Konzept indirekt zu Gute kommen«, meint Heinz Toppmöller. Für ein erstes kleines Finanzpolster möchte die Rietberger Künstlergruppe sorgen: »Wir werden zur Stoppelkirmes am 10. September bei Orgelbau Speith ausstellen«, sagt Annette Rodejohann. Zwölf Werke spenden die Künstler für eine Verlosung, Lose soll es bald im Einzelhandel geben, die Einnahmen kommen dann dem MamI-Projekt zu Gute.

Artikel vom 15.08.2006