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Was für Köln der Dom ist, ist für Höxter die Dechanei

Wiedereinweihung des sanierten Gebäudes am Sonntag, 20. August -ÊFreude über die große Solidarität

Höxter (ris). Die Dechanei in Höxter wird am kommenden Sonntag, 20. August offiziell wieder eingeweiht. Das Festprogramm beginnt um 10 Uhr mit einer Heiligen Messe. Die Katholische Kirchengemeinde, allen voran Pfarrdechant Andreas Kurte, möchte konfessionsübergreifend allen Helfern, Unterstützern und Spendern Danke sagen und erwartet alle Höxteraner zu diesem Festtag.

Die Dechanei hat nicht nur Wohnungen für Pfarrdechant und Vikar, sondern sie ist wichtig für die Gemeindearbeit. Am 24. Juni 1796 hatte die Katholische Kirche die heutige Dechanei, einen alten Adelshof, für 800 Taler erworben. 1850 gab es massive Erhaltungsmaßnahmen, 1913 wurde die Fassade in den Zustand zurückversetzt wie sie heute ist. Die letzte große Sanierung erfolgte 1990. »Wir dachten, dass uns diese Arbeiten für viele Jahre durchatmen lassen, denn das hat damals 2,8 Millionen Mark gekostet«, berichtet Pfarrdechant Andreas Kurte.
2004 wurden Schäden an der Fassade erkannt. Das große Dilemma wurde erst im Zuge der Sanierungsarbeiten bemerkt. In den 70er Jahren war bei einer Sanierung des Fachwerks Holz nicht gegen Holz, sondern gegen Epoxydharz ausgetauscht worden. »Hinter dem Harz ist das Holz morsch geworden, weil keine Feuchtigkeit herausdiffundieren kann«, erklärt Architekt Albert Henne. Das geschädigte Holz diente dem gescheckten Nagekäfer als Grundlage. Der Schädling zerfraß das Holz vom Kern her, von außen kaum zu erkennen. Dennoch zog sich der Befall durch das ganze Gebäude. Das Haus wurde geräumt Es erfolgte eine umweltverträgliche Warmluftbehandlung, da die Larven des Käfers bei 50 Grad zersetzt werden.
In Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Holzminden, Bereich Bauingenieurwesen, erfolgte eine Bauwiderstandsmessung. Holzquerschnitte wurden statisch untersucht, Auswechslungen oder Verstärkungen vorgenommen. So wurde ein sieben Meter langer Balken erneuert, der dachstuhltragend war.
Die Gesamtkosten betragen 400 000 Euro. Das Erzbischöfliche Generalvikariat hat 70 Prozent übernommen. »Hier ist ein sehr schönes Beispiel wo Kirchensteuermittel nach Höxter zurückwandern«, berichtet Dechant Kurte. Die Stadt Höxter gab 18 000 Euro. Nirgends ergaben sich weitere Zuschüsse, da es sich um eine bereits begonnene Maßnahme handelte. 80 000 Euro musste die Kirchengemeinde als Eigenanteil schultern. Die Aktion »Rettet die Dechanei« erbrachte seit Dezember 2005 eine Spendensumme von 46 000 Euro. »Ein schönes Zeichen der Ökumene sind die 5 000 Euro, die von der Evangelischen Kirche kamen«, berichtet die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Ingrid Stefaniak.
Andreas Kurte betont: »Es ist toll, welche Solidarität sich hier in Höxter zeigt. Wie hoch die Identifikation der Bevölkerung mit diesem Haus ist. Und das über alle konfessionellen Grenzen hinaus.« »Was für Köln der Dom ist, ist für Höxter die Dechanei«, zitiert Ingrid Stefaniak ihre Pfarrgemeinderatskollegin Brigitte Weskamp. Drei Aktionen gab es bereits, weitere sind unter anderem an Huxori und dem Märchensonntag geplant. Die Dechanei »für zu Hause« gibt es als Holzbögen, die man zu Weihnachten beleuchtet ins Fenster stellen kann.
Kommenden Sonntag, 20. August, erfolgt der offizielle Wiedereinzug. »Wir sind froh wieder hier zu sein«, erklärt Ingrid Stefaniak.

Artikel vom 16.08.2006