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Rock und »Polonäse der Brüderlichkeit«

Festival unter dem Lucia-Kirchturm: Hochkarätige Bands, aber (leider) nur wenige Besucher


Harsewinkel (mi). Es wurde wieder laut unter der Kirchturmuhr. Pünktlich zum Glockenschlag um 19 Uhr wurde das 17. »Rock under the clock«-Festival mit vier Bands auf der Wiese hinter dem St.-Lucia-Pfarrheim eröffnet - leider vor einem recht kleinen Publikum. Das traditionelle Open-Air stand gleich zu Beginn unter keinem guten Stern: Ganz kurzfristig sagten sowohl der planmäßige Opener »Planlos« als auch der Top-Act »Silversurfer« aus Krankheitsgründen ab. Dem Organisationsteam gelang es allerdings, schnell würdigen Ersatz zu finden: Die Eröffnung bestritt die Harsewinkeler Rock-Cover-Band »Trinity«, die seit März 2005 die Bühnen der Region »unsicher« macht. Mit Coverversionen von »Green Day«, Melissa Etheridge, »Metallica« und Bon Jovi sorgte »Trinity« für einen gelungenen Auftakt.
Gegen 20.30 Uhr betrat die vierköpfige Band »GrownUp« aus Lüdinghausen (bei Münster) die Bühne unter dem Kirchturm. Die vier Jungs gründeten »GrownUp« 1997. Unüberhörbar, dass sie seitdem viel Bühnenerfahrung sammeln konnten. Die kraftvollen und energiegeladenen Songs wurden von Gitarren und Schlagzeug dominiert. »GrownUp« bot hochwertigen College-Punkrock, der den Vergleich zu den Großen der Branche nicht scheuen muss.
Nach den »jungen Wilden« war es gegen 22 Uhr Zeit für den Auftritt der Band »After One Summer«, die im vergangenen Sommer nach einigen bandinternen Wechseln aus der Gruppe »Teutrine« entstand. Die von der vierköpfigen Truppe dargebotenen Lieder bestachen durch die kraftvolle Stimme der Sängerin Jot, die von rhythmischen Drums und lauten Gitarren unterstützt wurde. Im Repertoire von »After One Summer« finden sich rockige Nummern und stimmungsvolle Balladen - eine gute Mischung.
Um kurz vor Mitternacht machte sich dann die letzte Band bereit für ihren Auftritt vor dem immer noch relativ beschaulichen Publikum: »Montreal« aus Hamburg rockten als Ersatz für »Silversurfer«. Musikalisch der Höhepunkt der Veranstaltung: Die drei sympathischen »Hamburger Jungs« bewiesen großes Talent - und zwar sowohl im Umgang mit Bass, Gitarre und Schlagzeug, als auch mit den Harsewinkeler Festival-Besuchern. Zwischen den getriebenen, lauten und mitreißenden Songs war immer Zeit für Witze und Slapstick-Einlagen. Mit Charme wusste »Montreal« die Zuschauer zu überzeugen. Ob die »Pflasterversorgung« des gestürzten Gitarristen und Sängers Yonas, die artistischen Einlagen des Ausnahme-Schlagzeugers Max Power oder die humoristischen Kommentare des Bassisten Hirsch - die Rock-Songs mit sehr guten Texten rund um Gesellschaftskritik, Liebe und Satire bewegten das kleine Publikum zuletzt gar zu einer »Polonäse der Brüderlichkeit«.
Nach einer Zugabe verstummten um 0.45 Uhr die Verstärker, und das diesjährige »Rock under the clock«-Spektakel wurde beendet. Schade, dass nur so wenige in den Genuss der hochwertigen Musik kamen - an der Bandauswahl kann das nicht gelegen haben.

Artikel vom 15.08.2006