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Es »winkt« das Doppeldiplom

»Europäische Studien«: Zwei Semester an der Partner-Uni in Le Mans

Von Carina Weidmann
Paderborn (WV). »Wir wären alle am liebsten da geblieben«, erzählt Marieke Heers aus Geseke-Langeneicke. Die 21-Jährige ist eine von neun Studentinnen und Studenten, die ein Studienjahr an der französischen Partneruniversität in Le Mans verbrachten.

Heers ist Studentin des bald drei Jahre alten deutsch-französischen Bachelor-Studiengangs »Europäische Studien« an der Paderborner Universität und gehört zum ersten Jahrgang, der für das dritte und vierte Semester ins Ausland ging.
Der Studiengang wird seit dem Wintersemester 2004/05 als gemeinsamer Studiengang der Universität Paderborn und der Université du Maine in Le Mans angeboten. Jedes Jahr dürfen nur zehn Studierende aus Frankreich und zehn aus Deutschland für den Studiengang zugelassen werden. Er vermittelt vor allem intensive Kenntnisse in der jeweiligen Fremdsprache Deutsch oder Französisch und Englisch. Dazu werden die Bereiche Literatur, Kultur, Recht, Geschichte, Gesellschaft, Politik, Institutionen, Medien und Wirtschaft, jeweils im europäischen Kontext, behandelt.
Ein Praktikum von sechs Wochen im jeweiligen Partnerland soll während des dreijährigen Studiums die theoretischen Grundlagen vertiefen. Marieke Heers hat es zum Beispiel in die französische Stadt Metz geführt, wo sie für neun Wochen in einem Europazentrum als Praktikantin beschäftigt war und das Ziel, den Bürgern die Aufgaben der Europäischen Union näher zu bringen, verfolgte.
Schon Ende August 2005 ging es für die neun Paderborner Studentinnen und Studenten los in Richtung Le Mans, das 141 000 Einwohner zählt. »Eigentlich hatten wir zunächst keine große Vorstellung, was uns erwarten würde oder auf was wir uns da eingelassen hatten«, berichtet Heers weiter. Untergebracht im Studentenwohnheim »Varouzé«, in dem viele ausländische Studenten wohnen, konnte man dann auch schnell Kontakte zu Gleichgesinnten knüpfen.
Auch in dem nur neun Quadratmeter großen Zimmer fühlte man sich dennoch schnell wohl, so ganz nach dem Motto »klein, aber mein«. So fiel die Eingewöhnungsphase leichter als man zunächst vermutete. »Man musste sich aber schon an das französische Uni-Leben gewöhnen. Die Universität sei eher mit der Schule zu vergleichen. Hörsäle gebe es so gut wie gar keine, dafür könne man Klassenräume vorfinden«, erläutert Heers. Auch die Bürokratie war, man kann es kaum glauben, komplizierter und umfangreicher als in Deutschland. »Am Anfang mussten wir von einem Büro ins andere, Anträge stellen und so weiter, das war natürlich nervig und zeitaufwändig. So etwas kannte man aus Paderborn nicht«, meint Heers.
Doch das französische Leben gefiel den neun Paderbornern immer besser. Gemeinsam mit ihren drei Kommilitonen aus Frankreich wurde viel unternommen. Die Universität Le Mans organisiert monatliche Ausflüge für ausländische Studentinnen und Studenten. So lernten sie die Stadt St. Malo in der Bretagne kennen oder die Stadt Caen in der Normandie, in deren Nähe die Alliierten während des zweiten Weltkrieges landeten. »Le Mans ist eine sehr schöne Stadt, mit einer historischen Altstadt, leckeren Crêperien und Bars und Diskotheken. Auch die Lage der Stadt ist ein idealer Ausgangspunkt für Wochenendausflüge. Paris ist nur etwa eine Stunde entfernt, so etwas musste ich natürlich ausnutzen«, so Marieke Heers.
Die gesamten drei Studienjahre werden in Kooperation von Paderborn und Le Mans gestaltet. Zum erfolgreichen Abschluss des sechssemestrigen Studiums winkt ein deutsch-französisches Doppeldiplom. Mitte Oktober werden dann spätestens die drei französischen Kommilitonen für ihr Auslandsjahr in Paderborn eintreffen.
Ganz und gar begeistert von dem vergangenen Jahr möchte Marieke auch zukünftige Studenten oder die, die mit dem Gedanken spielen ein Auslandssemester einzuschieben, ermutigen: »Jeder, der die Möglichkeit hat, für ein Studienjahr ins Ausland zu gehen, sollte die Chance nicht verpassen und es machen. Es ist eine Bereicherung für die eigene Persönlichkeit, und das Kennenlernen einer neuen Kultur und Sprache ist einfach aufregend und interessant. Jeder sollte das einmal erlebt haben«, meint sie.

Artikel vom 06.09.2006