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»Carmen« im Gutshof

Heimatverein Thüle präsentierte Klassik-Open-Air

Von Matthias Lüke (Text und Foto)
Salzkotten (WV). Einen unterhaltsamen Open-Air-Klassikabend mit der »Jungen Kammeroper Köln« vor historischer Kulisse des »Hauses Thüle« präsentierte der Heimatverein Thüle seinen Gästen am Samstag Abend.

Prompt zu Beginn der Operngala »Carmen & Co.« klarten der Himmel und somit auch die Gemüter derer auf, die sich zu diesem besonderen kulturellen Ereignis im Hof des Herrenhauses eingefunden hatten. Allerlei bereitstehende Getränke sowie Gaumenfreuden und nicht zuletzt die stimmungsvolle Beleuchtung des antiken Gutes sorgten im Voraus für eine verheißungsvolle Atmosphäre unter den nahezu 500 anwesenden Zuhörern.
Die Herzen der versammelten Musikfreunde höher schlagen ließ als ausführendes Ensemble die »Junge Kammeroper Köln«. Das 1996 gegründete Tourneetheater nahm die Besucher an diesem Abend mit auf eine Reise durch allseits bekannte und ebenso beliebte Opernnummern aus Werken wie Mozarts »Zauberflöte«, »Hochzeit des Figaro« und »Cosi fan Tutte«, Otto Nicolais »Lustige Weiber von Windsor«, Puccinis »La Bohème« oder Bizets »Carmen«.
Gab es zu Anfang noch leichte technische Probleme in der Aussteuerung der Stimmen, fühlten sich die jungen Sängerinnen und Sänger der Kammeroper scheinbar von Darbietung zu Darbietung wohler, was sich logischerweise an der Gesangsqualität ablesen ließ. Antonio Riveras ausdrucksstarker Tenor erinnerte vor allem in der »Blumenarie« aus »Carmen« an große Stimmen, während die beiden Baritone Johannes Beetz und Joachim Goltz ebenfalls stimmgewaltig überzeugten. Letzterer übernahm zusätzlich den Part des Moderators, der das Publikum überaus sympathisch durch den Abend geleitete. Lediglich Tobias Hänschkes Baritonstimme blieb im Vergleich zu seinen männlichen Kollegen gesangstechnisch in der Arie des Papageno etwas blass.
Die drei Damen - Christina Rümann und Annette Regnitter (Sopran) und Sonja Koppelhuber (Mezzosopran) -Ê boten eine durchweg ansprechende Leistung, wobei Sonja Koppelhuber in der Rolle der Carmen den größten Eindruck hinterließ. Besonderes Lob gebührt außerdem Stephan Zilias, der sämtliche Kompositionen unter nicht einfachen Bedingungen - die Abendkühle ließ doch die Finger kalt werden - am Flügel nahezu fehlerfrei begleitete.
Abwechslung erfuhr die Aufführung durch zwischenzeitliche Beiträge des Kammeroper-Streichquartetts, das unter anderem die Ouvertüre zu »Figaros Hochzeit« und einige Themen aus »Carmen« solide darbot. Den Zuhörern gefiel der Opernabend ausgesprochen gut und nach erfolgter Zugabe und herzlichem Applaus war man sich einig: Das war eine hervorragende und dem 1150-jährigen Jubiläum des Golddorfes Thüle angemessene Veranstaltung.

Artikel vom 15.08.2006