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Mozartnacht trotz Regen

In St.-Johannes-Kirche verlegtes Schlosskonzert begeistert Besucher

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Begleitet von heftigem Regen machten sich am Sonntag Abend die Besucher einer glanzvollen »Mozartnacht« in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist auf den Heimweg. Letztlich doch zu Recht hatten die Verantwortlichen von Stadt und Kulturkreis das eigentlich als Freiluftkonzert im Holter Schlosspark geplante Klassikspektakel ins Trockene verlegt.

Werteten vor Konzertbeginn angesichts strahlenden Sonnenscheins und sommerlicher Temperaturen viele Besucher den Standortwechsel als »übervorsichtig«, waren spätestens nach der Veranstaltung alle von der Richtigkeit der Entscheidung überzeugt. Denn mit Weitblick hatte das mit Vertretern von Stadt und Kulturkreis besetzte Organisationsteam um Olaf Junker bereits am Freitag beschlossen, weder die Musiker noch die Zuhörer den angekündigten Wetterkapriolen auszusetzen.
So mussten die Klassikfreunde zwar auf das traumhafte Ambiente des angestrahlten Holter Schlosses verzichten. Dies tat dem Musikgenuss jedoch keinen Abbruch. In einem Punkt stellte sich die Konzertverlegung sogar als vorteilhaft heraus. »Wir haben 400 Tickets verkauft. So viele Zuhörer hätten wir im Schlosspark gar nicht unterbekommen«, bilanzierte Olaf Junker zufrieden.
Die musikalische Ausgestaltung des Abends lag in Händen des Streichercollegiums mit Blechbläserverstärkung sowie hervorragender Solisten der Musikschule für den Kreis Gütersloh unter der Gesamtleitung von Michael Corßen. Passend zum 250. Geburtstag des Jahrtausend-Genius hatten die Künstler eine facettenreiche »Mozartnacht« für das Publikum zusammen gestellt.
Bereits mit der zum Auftakt musizierten »Serenata notturna« (KV 239) setzten sich die Instrumentalisten gekonnt in Szene. Einfühlsam und mit großer Lebensfreude präsentierten sie das opulente Doppelkonzert als begeisternde, strahlende Festmusik. Die folgenden zwei Konzertarien gestalteten die Musiker im munteren Wettstreit mit Sopranistin Felicitas Jacobsen. Speziell diverse anspruchsvolle Kadenzen arbeitete die brillante Solistin voller Hingabe heraus und erntete dafür vom Publikum viel Beifall.
Eine tadellose Leistung lieferte auch Martina Buchholz-Suzuki ab. Hochkonzentriert gestaltete die Musikerin den Solopart des Oboenkonzerts C-Dur (KV 314). Mit virtuoser Fingerfertigkeit arbeitete sie während des viersätzigen Werkes diverse bekannte Mozart-Motive für die Zuhörer plastisch heraus. Insbesondere mit dem Thema des dritten Satzes - es fand außerdem Verwendung in der Arie »Welche Wonne, welche Lust« aus der »Entführung aus dem Serail« - zauberte die Interpretin vielen Zuhörern ein erkennendes Lächeln auf die Lippen.
Als Solisten bestritten Gregor van den Boom (Violine) und Pia Krussig-Gaulke (Viola) das schwungvolle Konzertfinale. Mit der »Sinfonia concertante« Es-Dur (KV 364) entfesselten sie ein ausgelassenes Klangfeuerwerk. Auf einem anregenden, luftigen Orchesterfundament lieferten sich die in jeder Hinsicht gleichberechtigten Protagonisten einen begeisternden musikalischen Wettstreit.
Den lang anhaltenden Schlussapplaus hatte sich in besonderer Weise Michael Corßen verdient. Routiniert hatte der Dirigent mit seinen Musikern ein gelungenes Konzert auf die Beine gestellt. Im Namen der Stadt bedankte sich Bürgermeister Hubert Erichlandwehr mit einem Blumenstrauß.

Artikel vom 15.08.2006