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Farbenrausch, Tanz
und Illusionen

Timbavati-Nacht trotz Kälte wieder sehenswert

Von Matthias Kleemann
(Text und Fotos)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Das ist der Nachteil an einem Archiv: In der Erinnerung kann man sich die Ereignisse der Vergangenheit schön reden, aber in den Zeitungsausschnitten da steht es schwarz auf weiß: Bei allen Timbavati-Nächten der vergangenen drei Jahre war es kühl und teilweise ungemütlich.

Und nun auch 2006: Um sich wie in einer lauen, afrikanischen Sommernacht zu fühlen, bedurfte es eines gewissen Vorstellungsvermögens. Viele werden erstmals die »Übergangsjacke« aus dem Schrank geholt haben, bevor sie zur Veranstaltung fuhren. Aber sie waren gekommen. Und schließlich: »Hauptsache trocken«, so die Devise von Parkchef Fritz Wurms. Angesichts des Regens, der noch am Samstag Mittag die Senne getränkt hatte, ein Riesenglück.
Und schließlich gibt es ja Mittel gegen die Kälte. »Tanzt euch warm, küsst euch warm, schmust euch warm«, forderte vor der Bühne am Hollywood Snack Sängerin Candy Race das Publikum auf. Die Holländerin, seit zehn Jahren fester Bestandteil der Timbavati Nacht und selbst auch schon im reiferen Alter, tat das ihre mit Songs von Rock-Oma Tina Turner, um die Leute aufzuwärmen. Wer die Musik der 50er-, 60er- und 70er-Jahre mag, der war auch mit den »Danny Boys« aus Berlin, Bernd Schnabel und Jürgen Huth, gut bedient, die in dieser Besetzung das erste Mal im Safaripark auftraten.
Warm wurde sicher auch den männlichen Besuchern beim Anblick von Bautänzerin Verahzad, die zum ersten Mal in einer Timbavati-Nacht auftrat. Die gebürtige Chilenin ließ gekonnt die Hüften kreisen, während sie auf dem Kopf einen Kerzenleuchter trug. Fritz Wurms hatte die parkeigenen Artisten aktiviert. Magier Walter Furgione ließ seine Assistentinnen in schwarzen Kästen verschwinden und wieder auftauchen, kletterte durch die sich drehenden Blätter eine Riesenventilators oder durchdrang auf wundersame Weise eine Metallplatte. Karl-Ferdinand Trunk trotzte tapfer einer bockenden Verstärkeranlage, die seine Nummer mit den sprichwörtlichen Musikfetzen begleitete, während er leuchtende Kugeln und glitzernde Keulen durch die Luft wirbelte.
Und schließlich Derek Miletti. Erstmals zeigte der junge Mann, dass er mehr drauf hat, als sich in einer Westernshow zu produzieren. Am Ausleger eines Straßenkrans schwebte er vor dem nächtlichen Himmel in verknoteten weißen Tüchern. Davon hätte man gern mehr gesehen, aber wer weiß, vielleicht im nächsten Jahr?
Dann die Parade der Shademakers aus Bielefeld: In unbeschreiblich schönen Kostümen defilierten sie zu Samba-Rhythmen durch den Park und ließen die Zuschauer die Kälte vergessen.
Zu Melodien wie Vangelis' »Conquest Of Paradise« ließen die glühenden Heißluftballons auf der Wiese neben den weißen Löwen den Abend im wahren Wortsinn ausklingen, bevor die Lichter verloschen und man sich verabredete: Nächstes Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort - und dann hoffentlich bei wärmeren Temperaturen.

Artikel vom 14.08.2006