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Dimensionen eines Neubaus

Ehemalige Gegner feiern Grundsteinlegung der neuen Klinik mit

Gütersloh (rec). Keine Proteste, keine Plakate, keine Eier. Die Nachbarn, die einst vehement gegen den Neubau einer Psychiatrie auf dem Areal der Westfälischen Klinik protestierten, feierten gestern die Grundsteinlegung mit. Kein Festredner vergaß, ihren »konstruktiven Beitrag« ausdrücklich zu würdigen.

Vor 50 Gästen aus den beteiligten Gremien, aus Politik und Klinik-Belegschaft zeigte Landesdirektor Dr. Wolfgang Kirsch die zahlreichen Vorteile des 12,3 Millionen Euro teuren Neubaus auf. Das neue Raumkonzept erlaube, stärker als bisher auf die Bedürfnisse der Patienten einzugehen. Vor allem akut erkrankte Patienten in Krisensituationen könnten nun optimal intensiv betreut werden. Dienst- und Therapieräume seien direkt den Stationen zugeordnet. Dadurch werde die Arbeit schneller von der Hand gehen, die Wege würden kürzer. Auf jeder Ebene könnten zwei Stationen einschließlich beider Intensiveinheiten im Erdgeschoss von einem Team geführt werden. Der Nachtdienst sei nun optimal organisierbar. Über einen Tunnel sei der Neubau mit der benachbarten somatischen Klinik verbunden. Dort werde nun der zentrale Bereich für Aufnahme, Diagnostik und Information neu geschaffen. »Schließlich stärkt der Neubau auch den Klinikstandort Gütersloh«, sagte der Landesdirektor.
Ein Ball, den Bürgermeisterin Maria Unger gerne aufnahm. Sie erinnerte in ihrem Beitrag nicht nur an 165 Jahre Klinikgeschichte in Gütersloh, sie rief auch den massiven Betten- und Personalabbau seit 1998 in Erinnerung. Gerade vor diesem Hintergrund freue sie sich besonders über den Neubau und versprach »konstruktiv beim weiteren Strukturwandel mitzuarbeiten.«
Die ärztliche Direktorin Prof. Dr. Ingrid Börner lobte die Offenheit, mit der die Bauabteilung des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) die Vorschläge aus der Belegschaft aufgegriffen und umgesetzt habe: »Wir haben den Mitarbeitern mit einem Bleistift aufgezeichnet, wie wir es für unsere Abläufe am besten brauchen. Das Blatt landete nicht im Papierkorb, sondern in der Planung.«
Kreisdirektor Christian Jung zählte die Menschen auf, an die sich die neue Klinik wendet. Menschen mit Depressionen, Angst- und Zwangsstörungen, Traumata, Psychosen und Suchterkrankungen. »Auch meine Tochter leidet unter einer Psychose. Als Betroffener bekommt dieses Thema eine ganz andere Dimension,« führte Jung aus.

Artikel vom 12.08.2006