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Auf regennasser Straße zum Hattrick

16. Kölken-Cup: Brechmann gewinnt Zeitfahren vor Wilms und Schaal - Floer schnellste Frau

Von Gunnar Feicht (Text und Fotos)
Versmold-Hesselteich (WB). Wenn Radsportexperten mit den Begriffen Slicks, Intermediates und Regenreifen in die Formel 1-Sprache verfallen, dann ist eines klar: Hier geht's um ein Rennen unter erschwerten Bedingungen. Aber eigentlich hatten die Teilnehmer am Kölkencup-Einzelzeitfahren ja noch Glück: Nach heftigen Regenfällen im Lauf des Nachmittags schloss der Himmel seine Schleusen pünktlich zum ersten Start - und öffnete sie erst wieder zur Siegerehrung auf dem Hesselteicher Sportplatz.

Auf dem höchsten Podest des Siegertreppchens standen zwei alte Bekannte: Martin Brechmann, der Bielefelder Amateurfahrer im Dress des RSV Unna, gewann nun schon zum dritten Mal in Serie. Und Triathletin Ulla Floer (TSVE Bielefeld) feierte nach 21 Rad-Kilometern im Kampf gegen die Uhr sogar bereits ihren siebten Erfolg beim 16. Kölken-Cup. Die älteste Teilnehmerin (Altersklasse W50) im leider nur zehn Frauen starken Feld distanzierte mit 31:52 Min. ihre schnellste Verfolgerin Ilona Pfeiffer um 1:25 Min.. Pfeiffer, Siegerin zahlreicher Volksläufe in der Umgebung bewies auch auf dem Rennrad ihre Klasse.
27:28 Min. bei idealen Bedingungen im Vorjahr, 27:45 trotz immer noch regennasser und in den Kurven rutschiger Fahrbahn am Donnerstagabend - Martin Brechmann fuhr einen respektablen Schnitt von gut 45 Stundenkilometern, obwohl die Straße bei seiner Fahrt mit der Startnummer 37 noch längst nicht abgetrocknet war. Dagegen war auch für Lukas Wilms kein Kraut gewachsen, wenngleich er mit der Startnummer 152 bessere Bedingungen vorfand. »Ich hätte mich noch länger warmfahren müssen«, erkannte der Duathlet vom LC Solbad hinterher, denn bei Temperaturen um 12 Grad braucht der »Motor« eben doch eine längere Anlaufzeit.
Immerhin lag er nach drei Runden mit 28:30 Min. noch 23 Sekunden vor dem Überraschungsdritten Jörg-Christoph Schaal, der als Triathlet für TSVE Bielefeld startet und als Radsportler schon Extremtouren wie die Transalp-Challenge hinter sich gebracht hat. Dirk (4.) und Jörn (14.) Strothmann vom LC Solbad waren diesmal nicht so gut drauf wie gewohnt - Trainingsrückstand.
»Die starken Regenfälle unmittelbar vor der Veranstaltung haben uns etliche Teilnehmer gekostet, die gar nicht erst angereist sind. Unter diesen Umständen können wir mit 160 Startern aber zufrieden sein«, bilanzierte Rolf Uthmann vom Ausrichter Spvg. Hesselteich. Die Selbsterfahrung »Kampf gegen die Uhr« wollen beim Kölken-Cup auch immer mehr Hobby-Radsportler machen. »Die Strecke hätte keinen Meter länger sein dürfen«, sagte Alexandra Walter vom Triteam Gütersloh im Ziel erschöpft - aber auch zufrieden: »Eine toll organisierte Veranstaltung, die Strecke war mustergültig gesichert.« Auf dem flachen Kurs geht jeder an die persönliche Leistungsgrenze - und erlebt seine eigenen Hochs und Tiefs: »Nach dem Start kriegt man so einen Adrenalinschub, das einem die erste lange Gerade unheimlich leicht fällt. Am schlimmsten ist die zweite Runde, wenn die Schmerzen anfangen«, sagt der Haller Guido Wemhöner, der seit Jahren mit dabei ist.
Für Kurzweil am Streckenrand sorgte ein Moderatoren-Duo, denn Udo Lange von der Spvg. hatte Verstärkung erhalten durch Henning Tonn, den erfahrenen Radsport-Sprecher und früheren Spitzenamateur. Der interviewte auch Profi Jörg Ludewig, der einen Abstecher nach Hesselteich gemacht hatte. Schade nur, dass der entscheidende Tipp für die nassen Straßen erst gegen Ende die Runde machte. Er kam von Dirk Strothmanns Schwiegervater Kurt Pohlmann, selbst früher Rennfahrer: »Die Reifen mit Essig einreiben, dann greifen sie besser...«

Artikel vom 12.08.2006