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SCW muss sich noch gewöhnen

Verbandsliga fordert mehr Tempo

Wiedenbrück (mapu). Das Infoplakat zur Partie SC Wiedenbrück gegen Spvg. Brakel befand sich nicht gerade auf dem neuesten Stand: Vom 1. Spieltag der Fußball-Landesliga war dort (noch) zu lesen. Ein wohl einmaliger Irrtum. Doch SCW-Coach Jürgen Gessat sah sein Team nach dem 2:2 am Freitagabend ebenfalls noch nicht ganz in der Verbandsliga angekommen.
»Wir müssen uns unbedingt wieder an das höhere Tempo in dieser Spielklasse gewöhnen«, kritisierte der Trainer die besonders in der schlimmen ersten Hälfte zu lahme Rückwärtsbewegung seiner Schützlinge. Vor allem das zum 0:2-Pausenrückstand führende zweite Gegentor sei laut Gessat gefallen, »weil wir einfach nicht schnell genug umgeschaltet haben«.
Mut macht dem stets kritischen Fußball-Perfektionisten hingegen das Auftreten nach dem Seitenwechsel. Denn in den zweiten 45 Minuten verstanden es die Wiedenbrücker ganz hervorragend, ihre numerische Überzahl spielerisch in totale Dominanz umzumünzen. »Da haben die Jungs das Spiel ganz prima in der Breite aufgezogen - genau, wie ich es mir vorstelle«, lobte Gessat. Einziges Manko in der dauerhaften Drangphase: Der SCW vergaß bei all den (manchmal zauberhaften) Ballstafetten, den zwingenden Abschluss zu suchen. Chancen sprangen dennoch genügend heraus. »Daher fiel es mir zunächst auch schwer, den Punkt zu akzeptieren. Aber wir haben die Dinger halt nicht genutzt«, haderte Gessat.
Vor allem Pierre Nguindjell agierte zu nachlässig. Sehen lassen konnte sich indes, wie die frisch zur Glatze geschorene schwarze SCW-Perle zusammen mit Sturmpartner Mihajlo Rakic für Wirbel sorgte. Die beiden Ex-Verler präsentierten sich äußerst agil und setzten jedem Ball energisch nach.
Weiter für großes Aufsehen sorgte Neuzugang Carsten Strickmann. Die Leute staunten nicht schlecht, wie sich der junge, von Victoria Clarholz gekommene »Stricki« bei seinem ersten Verbandsliga-Auftritt auf Anhieb prima und selbstbewusst einfügte. Zusammen mit dem gewohnt souveränen Romek Powroslo bildete Strickmann ein technisch beschlagenes und geradlinig agierendes Mittelfeldherz, von dem in dieser Saison noch einige kultivierte Kicks zu erwarten sind.
Aus dem selben Mannschaftsteil stammt jedoch auch das größte Sorgenkind des SC Wiedenbrück. Neuzugang Alexander Schiller zeigte als ehemaliger Oberligaspieler zwar, dass er eine Klasse tiefer als schneller Flankenläufer noch immer viel bewegen kann. Doch musste der als extrem verletzungsanfällig geltende Linksfuß schon nach einer halben Stunde wieder vom Platz. Mit einem dicken Klumpen Eis humpelte Alex in die Kabine und erklärte: »Ich habe im Oberschenkelmuskel auf einmal ein Knacken verspürt.« Schiller bleibt nur zu wünschen, dass ihm nicht wieder eine Saison voll chronischer Beschwerden bevorsteht, wie er sie schon unzählige Male erlebt hat.

Artikel vom 14.08.2006