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Namibia als Land voller Gegensätze erlebt

Dorothea Elges und Mareike Vahrson halfen in einem heilpädagogischen Kindergarten

Von Marold Osterkamp
Bünde (BZ). »Afrika war unser Traum«, erzählt Dorothea Elges. Zusammen mit ihrer Freundin Mareike Vahrson arbeitete sie ein halbes Jahr lang in einem heilpädagogischen Kindergarten in Swakopmund, einer Stadt mit vielen Überraschungen im südlichen Afrika.

Dorothea studiert »Soziale Arbeit« an der Katholischen Fachhochschule Münster. Im Rahmen des Studiengangs ist ein Praxissemester vorgesehen, das die 24-Jährige gern im Ausland verbringen wollte, um neue Erfahrungen zu sammeln. Die Suche im Internet nach einem geeigneten Ort verlief ergebnislos, doch über Beziehungen zu einer Psychologin am Wittekindshof wurde das Projekt plötzlich konkreter. Sie nannte den heilpädagogischen Kindergarten im namibischen Swakopmund und ein Anruf genügte. »Ja, Ihr könnt zu uns kommen«, hieß es sofort, und für die beiden jungen Frauen begann eine abenteuerliche Reise, die sie sicherlich nie vergessen werden.
Nach einer vierwöchigen Tour durch Südafrika fuhren sie mit dem Bus nach Swakopmund, wo sie schon an der Bushaltestelle in deutscher Sprache empfangen wurden. Deutsch ist noch immer eine Sprache, die in dieser Stadt am Meer von vielen Menschen gesprochen wird. Jugendstilhäuser im Zentrum zeugen eigentlich gar nicht von Afrika, doch in den Townships, den Außenbezirken, sieht es ganz anders aus. Aus armen, bisweilen sehr armen Verhältnissen kommen die meisten Kinder, die im Haus von »C.H.A.I.N.«, einer Einrichtung, die sich um behinderte Kinder kümmert, betreut werden. Es ist die einzige Einrichtung dieser Art im Land und finanziert sich ausschließlich durch private Spenden. »Wir wurden mit einer ganz anderen Lebenswirklichkeit konfrontiert als in Europa«, erzählt Dorothea. »Behinderte Menschen haben es sehr schwer, für sie wird nur wenig getan.« Dabei gilt Namibias Gesellschaft als fortschrittlich, in anderen afrikanischen Ländern sieht es weitaus schlechter aus. Dorothea und Mareike halfen mit, das Los der behinderten Kinder erträglicher zu machen und sie auf einen Weg zu führen, der ihnen in ihrer Zukunft helfen kann. Chancen auf einen Arbeitsplatz haben die wenigsten, auch ihre Eltern leiden Not. Arbeit ist in Namibia rar, viele Menschen hoffen auf die boomende Touristikindustrie, doch sie wird nicht ausreichen, die sozialen Probleme zu lindern.
Für die beiden jungen Frauen galt es zunächst, einen Weg der Verständigung zu finden, denn unter der schwarzen Bevölkerung des Landes herrscht ein babylonisches Sprachenwirrwarr. Englisch und Afrikaans, die Sprache der Buren, die in Namibia noch immer gesprochen wird, halfen ihnen weiter »und jenseits der Sprache die Erfahrung, dass Verständigung durch Blicke, Gesten, Körpersprache oder Musik möglich ist.«
Im heilpädagogischen Kindergarten fehlt es an vielem, etwa an Rollstühlen für die Behinderten. »Sie behelfen sich oft mit ausgedienten Autositzen«. Dank einer Spendenaktion des CVJM in Ennigloh und Muckum und der gemeinnützigen Organisation »ProLife« gelang es, vier neue Rollstühle für die behinderten Kinder zu kaufen. Drei kamen mit dem Flugzeug aus Europa, einer wurde in Südafrika besorgt. Sie trafen noch rechtzeitig in Namibia ein, bevor das Praktikum dort zu Ende ging. Geholfen dabei haben auch die Eltern von Dorothea Elges, die sie zwei Wochen in Namibia besuchten.
Dorothea Elges und Mareike Vahrson fanden im Stadtkern von Swakopmund eine kleine Wohnung bei einem deutsch sprechenden Ehepaar, »das uns sehr gut aufgenommen hat«. In ihrer Freizeit lernten beide die Schönheiten des Landes kennen, etwa im Etoscha-Nationalpark mit seinen Tieren in freier Wildbahn, aber auch die Realität der Dritten Welt. Noch immer prägt eine Zweiklassengesellschaft das ehemalige Deutsch-Südwestafrika. Armut und Reichtum liegen dicht beieinander. »Wir haben in den sechs Monaten viele Menschen kennengelernt und neue Freunde gefunden«, erzählt Dorothea.
Zu einem Jungen aus dem Kindergarten hält sie weiter intensiven Kontakt und erkundigt sich häufig, wie es ihm geht.
Sie möchte auf jeden Fall noch einmal zurückkehren nach Namibia und nach Südafrika. »Als Ziel haben wir uns die Fußballweltmeisterschaft im Jahre 2010 in Südafrika vorgenommen«. Am Sonntag, 13. August, 17 Uhr, berichten die beiden im Gemeindehaus Ennigloh über ihre Arbeit. Wer die Arbeit von »C.H.A.I.N« unterstützen möchte: Deutsche Bank Solingen, Konto: 1133313, BLZ: 34270094. Internetadresse: www.oasys.com.na/chain/

Artikel vom 12.08.2006