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Der Kneipenbesuch als
Therapie-Mosaikstein

MZG-Pflege-GmbH tritt mit neuartigem Konzept an

Von Bernhard Liedmann
(Text und Foto)
Bad Lippspringe (WV). Der Kneipenbesuch oder die Fahrt zur Unfall-Baustelle, dies sind Mosaiksteine des landesweit neuen Konzeptes der Pflege GmbH in Bad Lippspringe. »Leben statt Liegen« ist das Motto, mit dem mit insgesamt 22 Betten Wachkoma- und Langzeit-Beamtungspatienten wieder in den normalen Alltag zurückfinden sollen. Gestern wurde die Einrichtung an der Teutoburger-Wald-Klinik eingeweiht.

Die ersten sieben Patienten wurden in den vergangenen Wochen aufgenommen. »Wohnen, Pflegen und Reintegrieren« ist das Konzept der Einrichtung, die in der dritten Etage der Teutoburger-Wald-Klinik eingerichtet wurde und ihresgleichen sucht: Eine beleuchtete Badewanne mit Audioanlage, die die Schwingungen der Lieblingsmusik des Patienten in das Wasser überträgt, zwei Snoezelen-Räume zur Sinnesstimulation oder hochwertig ausgestattete Rückzugs-Höhlenbereiche sind ein Teil des Konzeptes, das vor allem die Reintegration von Pflegebedürftigen ermöglichen soll. Elf Betten sind für Wachkoma-Patienten reserviert, insbesondere jüngeren Unfallopfern. Die anderen elf Betten dienen Patienten, die von einer maschinellen Beatmung abhängig sind. 22 speziell ausgebildete Mitarbeiter gewähren dabei nicht nur eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung an sieben Tagen in der Woche, sondern versuchen über zahlreiche Angebote wie beispielsweise den Konzert- oder Kneipen-Besuch oder auch die Fahrt zum damaligen Unfallort, Menschen wieder in die Normalität zu führen.
»Es ist ein Kraftakt, nach wochenlangen Bemühen den ersten Löffel Joghurt wieder zu essen«, so Heimleiter Martin Spegel zu der intensiven personenbezogenen Betreuung. Dazu gehöre auch die Lieblingsmusik des Patienten, die im Bad eingespielt wird, und das Heranführen an bestimmte Gerüche erfolge nach Rücksprache mit den Ärzten.
Bürgermeister Willi Schmidt bezeichnete das Pflegezentrum mit der Investition von 450 000 Euro als wichtigen Schritt für die gesamte Region. MZG-Geschäftsführer Wolfgang Jitschin führte aus, dass die 3000 Unfall-Wachkoma-Patienten in der Regel in der normalen Pflegestation unplatziert seien, in Bad Lippspringe seien jedoch hervorragende Voraussetzungen geschaffen worden. Dies betreffe auch beispielsweise die hygienischen Verhältnisse bei den Beatmungspatienten.
Ganzheitliche Sinnesförderung von stationären Langzeitpatienten steht im Mittelpunkt der Therapie in Bad Lippspringe, so auch die stellvertretende Heimleiterin Martina Dennerlein zu der engen Verknüpfung von Pflege und Therapie. Modernste Geräte und individuelle Betreuung sollen dabei den Weg zurück ins Leben ermöglichen.
Mit einem Tag der offenen Tür am heutigen Samstag stellt sich das MZG-Pflegezentrum der Öffentlichkeit vor. Interessierte können die Einrichtung von 10 bis 17 Uhr besichtigen.

Artikel vom 12.08.2006