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Neues Konzept ein richtiges Zugpferd

Melanchthon-Haus wird für 2,3 Millionen Euro nach neuesten Standards umgebaut

Bad Driburg (WB). »Eine echte Heimstatt für die lieben Alten« titelte 1957 die lokale Zeitung zur Eröffnung des Altenheims Ostland-Wehme in Bad Driburg. Damals wollte das Evangelische Johanneswerk vor allem Flüchtlingen aus dem Osten eine neue Heimat bieten. In den 80er Jahren wurde die Einrichtung modernisiert und erhielt den Namen Melanchthon-Haus. Jetzt, fünf Jahrzehnte nach seiner Eröffnung, wird das Melanchthon-Haus entsprechend den neuesten Standards der Altenarbeit für 2,3 Millionen Euro umgebaut.
In die damalige Ostland-Wehme zogen 1957 Flüchtlinge von Neuenheerse aus ein.
Schon 1957 galt die Gestaltung der Einrichtung als beispielhaft. Der Architekt, Regierungs-Baumeister Helfried Prollius aus Detmold, wollte die Einrichtung so gestalten, dass dort eine »traute Atmosphäre« herrschte: Alle Bewohner sollten ein eigenes Leben in den »behaglich eingerichteten Räumen« führen können und sich gleichzeitig als große Familie fühlen. Deshalb hatte Prollius vornehmlich - für die damalige Zeit ungewöhnlich - Einzelzimmer sowie Gemeinschaftsräume eingerichtet.
In die Ostland-Wehme zogen 1957 die Flüchtlinge ein, die nach dem Krieg zuerst im nahe gelegenen SchlossNeuenheerse untergebracht worden waren. Das Interesse an dem Haus war sehr groß. Als eine der ersten Bewohner konnte sogar die Baronin Jenny von Brandis begrüßt werden. Sie brachte nicht nur eigene Möbel mit, sondern beantragte auch zwei Zimmer mit Bad und Toilette. Sonderwünsche, die allerdings auch mit einer entsprechend hohen Miete vergolten wurden.
Mit der Modernisierung 1985 änderte sich nicht nur der Name der Alteneinrichtung, es änderte sich auch die Art zu Wohnen. Damals wurden 31 Altenwohnungen für Einzelpersonen und Ehepaare neu gebaut und die ehemaligen Sonderwünsche der Baronin gehörten plötzlich zum Standard. Auch im Altbau erhielten die Appartements Dusche, WC und Balkon. Außerdem wurden eine Pflegestation, eine Therapieabteilung sowie eine moderne Küchen- und Hauswirtschaftsabteilung eingerichtet.
»In diesem Jahr werden wir im Melanchthon-Haus wieder die neuesten Standards der Altenarbeit realisieren««, betont Udo Ellermeier, Geschäftsführer der Johanneswerk-Region Bad Driburg. »Bis zum September wird der 2,3 Millionen Euro teure Umbau des Hauses abgeschlossen sein.«
Auch heutzutage sollen die Bewohner von Alteneinrichtungen die Möglichkeit haben, in einem familiären Umfeld ihren Lebensabend verbringen zu können. Die Ansprüche haben sich jedoch in den letzten 50 Jahren sehr verändert. Um den neuen Bedürfnissen der alten Menschen gerecht zu werden, wurde das Hausgemeinschaftskonzept entwickelt.
Die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner des Melanchthon-Hauses werden in Hausgemeinschaften leben, die die Möglichkeit bieten zum gemeinsamen und gleichzeitig selbstbestimmten Leben. In den sieben Hausgemeinschaften werden jeweils acht bis zwölf Frauen und Männer wohnen. Mittelpunkt des Lebens wird die große Wohnküche sein. Hier werden Mitarbeitende, Bewohner, Angehörige und Ehrenamtliche täglich die Mahlzeiten zubereiten und gemeinsam den Tag nach den Bedürfnissen der Bewohner gestalten. Wer lieber für sich sein möchte, hat die Möglichkeit, sich jederzeit in seine eigenen Räume zurückzuziehen und die großzügigen Außenanlagen zu nutzen.
Darüber hinaus wird es in Zukunft hochspezialisierte Angebote geben. Darunter drei Gruppen, die auf die Bedürfnisse von älteren Menschen mit Demenz-Erkrankungen wie Alzheimer ausgerichtet sind, eine gerontopsychiatrische Gruppe sowie eine für schwerst Pflegebedürftige. »Das neue Konzept ist ein richtiges Zugpferd, wir haben bereits eine Warteliste eingerichtet, weil wir so viele Anfragen bekommen haben«, freut sich Ellermeier.
In der Region Bad Driburg betreibt das Johanneswerk insgesamt sieben Einrichtungen für ältere Menschen. Neben dem Melanchthon-Haus gehören dazu die Alteneinrichtung Albert-Schweitzer-Haus, vier Einrichtungen des Service-Wohnens, Altenwohnungen, Kurzzeit- und Tagespflegeplätze sowie ein ambulanter Dienst. Insgesamt werden hier 350 ältere Menschen stationär und teilstationär versorgt. Weitere Informationen erhalten Interessierte unter Z 05253/9763-33.

Artikel vom 14.08.2006