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Wer stiehlt wem Zeit und warum?

Gedanken zum Thema »Zeitdiebe« im täglichen Straßenverkehr


Zur Lokalspitze über Zeitdiebe haben sich diese beiden Leser ihre eigenen Gedanken gemacht.

Vor kurzem lasen wir im Artikel von Wolfgang, dem Mann, der über die Zeit nachdachte, die ihm gestohlen wird. Auch wir wurden nachdenklich. Denn jedem, der in Paderborn unterwegs ist, wird an dieser Stelle Zeit gestohlen.
Da stehen wir, an achter Stelle in einer Autoschlange an einer Kreuzung in Paderborn und warten - wie Wolfgang - vergeblich. Dabei beobachten wir die zehn Autos lange Schlange gegenüber und fangen an, simpel zu rechnen, wie es besagter Wolfgang tat: 25 Autos warten, mit laufenden Motoren versteht sich, an dieser Kreuzung. Jedes mit sagen wir durchschnittlich 1,2 Personen besetzt, macht 30 wartende Personen. Dazu rund acht Fußgänger an Überwegen und eine junge Mutter mit einem ungeduldigen Kind, beide auf dem Fahrrad. Eine alltägliche Szene an einer Paderborner Kreuzung, finden wir. Irgendwann rollt ein Bus vorbei. Schnell schätzt man die Personenanzahl der Insassen und kommt manchmal nur auf fünf bis acht. Wer wird da nicht nachdenklich?
Keine Frage: Ist der Bus vollbesetzt und Fahrgäste quetschen sich bei 35 Grad wie Heringe zusammen, warten wir gern in unserem klimatisierten Pkw die nächste Grünphase ab! Aber zurück zum Diebstahl. Jemand der bestohlen wird, erleidet einen Schaden. Doch wie groß ist der Schaden, der all den um ihre Zeit betrogenen Handwerkern, Kurierfahrern, Müllmännern, mobilen Pflegediensten, Vertretern, Polizisten, Briefzustellern, Taxikunden, Lieferanten und all den anderen entsteht, die versuchen, unsere Wirtschaft in Gang zu halten? Wir wissen es nicht. Aber es interessiert uns. Vielleicht findet sich ja ein schlauer Kopf, der Wolfgangs Rechnung aufnimmt und weiterführt?
Bleibt zu hoffen, dass der Unmut der Paderborner Verkehrsteilnehmer nicht allzu groß ist, um immer noch genug Verständnis im Straßenverkehr für die Frauen und Männer aufzubringen, die die Busse lenken. Hand aufs Herz: Wer von uns würde sich schon zutrauen, einen vollgestopften Gelenkbus bei strömenden Regen durch den morgendlichen Berufsverkehr zu jonglieren?

CHARLOTTE BECKER und JENS FRAUTSCHY Forstberg 20 Lichtenau

Artikel vom 26.08.2006