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Grüner Ausgleich
für graue Straßen

Kompensationsdefizit abbauen

Versmold (hj). Der Bau der neuen Ortsentlastungsstraße für Versmold stellt einen Eingriff in Natur und Landschaft dar, der ausgeglichen werden muss. Da die Stadt jedoch nicht wahllos irgendwo Flächen herausgreifen kann, um diesen Ausgleich herzustellen, hat sie ein Konzept in Auftrag gegeben.

Landschaftsplaner Hans Lutermann hat es erarbeitet. Das Kompensationsdefizit, um das es durch den Straßenbau im ersten Bauabschnitt geht, wird umgerechnet in Biotopwertpunkte. Für den ersten Bauabschnitt ergibt sich ein Defizit von etwa 300 000 Punkten. Dies entspricht nach Auskunft des Fachmanns im Planung- und Umweltausschuss einem Flächenbedarf von rund sieben Hektar.
Die erste Frage, die sich Stadt und Planungsbüro stellten, lautete: Wo sollen diese Flächen herkommen? Auf Anregung von Bernhard Walter, Leiter der Biologischen Station Gütersloh/Bielefeld, wurde in Abstimmung mit der Unteren Landschaftsbehörde untersucht, ob sich der Bedarf im nordöstlichen Landschaftsraum zwischen Loxten und Versmold decken lässt. »Hier gibt es Äcker mit intensiver Nutzung, einige Weiden und Wiesen sowie Gewässer. Ein Entwicklungspotenzial, das wir brauchen«, erläutert Lutermann. Dabei wurde das Gewässerentwicklungskonzept bei der Flächenbewertung herangezogen.
Nach Auswertung der wichtigsten ökologischen Strukturdaten wird vorgeschlagen, die Auenbereiche von Aabach, Aabach-Umflut und Dissener Bach aufzuwerten, bestehende Strukturen zu entwickeln, intensiv genutzte Bereiche naturnah umzugestalten oder in ihrer Nutzung zu extensivieren. »Wir wollen hier einen Landschaftsraum aufwerten, der zurzeit noch ökologisch stark verarmt ist«, sagt der Landschaftsplaner. Wenn das Konzept greife, komme diesem Landstrich schon wegen seiner besonderen Lage am Stadtrand eine Erholungsfunktion zu, die durch die Anbindung an das Fuß- und Radwegenetz genutzt werden könne. »So könnten wir uns auch einen Wanderweg vorstellen«, ergänzt Hans Lutermann.
Durch Maßnahmen wie die Umwandlung von Ackerflächen in Grünland, die Gestaltung von Uferrandstreifen oder die Verlegung des Aabaches an der Stockheimer Mühle, könnten rund 1,6 Millionen Biotopwertpunkte auf dem Ökokonto verzeichnet werden. Ob die Stadt Eigentümer dieser Flächen wird oder ob sie nur pachtet, ist noch unbekannt. »Darüber müssen wir uns unterhalten«, erläutert Bauamtsleiter Hartmut Lüdeling.

Artikel vom 11.08.2006