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Lilli Schwarzkopf nach EM-Bronze
im siebten Siebenkampf-Himmel

Siebensternerin überrascht in Göteborg nicht nur Siegerin Carolina Klüft

Von Jürgen Drüke
Göteborg/Bad Driburg (WB). »Lilli hat sich das verdient. Ich war begeistert. Ihre Super-Leistung habe ich am Radio verfolgt.« Die Bad Driburgerin Lina Schwarzkopf freute sich am Dienstagabend während der Live-Übertragung über die Weltklasse-Leistung von Lilli Schwarzkopf. »Als Lilli dann die Abschluss-Disziplin 800 Meter mit einem grandiosen Endspurt auch noch als Siegerin beendete, hatte ich Tränen in den Augen«, erzählt die Tante der Siebenkämpferin. Bei der Europameisterschaft in Göteborg holte »ihre Lilli« aus Siebenstern mit 6 420 Punkten sensationell die Bronzemedaille. Tante Lina konnte es kaum glauben und jubelte weit von Skandinavien entfernt fast so schön wie die 22-jährige Top-Athletin vor Ort in Göteborg.

Der bisher größte Erfolg in der Karriere einer jungen Sportlerin war perfekt. Hinter der Ausnahmeerscheinung des Siebenkampfes, Carolina Klüft aus Schweden, und der Niederländerin Karin Ruckstuhl beendete Lilli den Wettkampf auf Platz drei. Die junge Dame aus dem Kreis Höxter drittbeste Siebenkämpferin in Europa. Dieser unglaubliche Erfolg war nicht zu erwarten, lag aber trotzdem irgendwie in der Luft. Denn in den Mehrkämpfen in Götzis (6 335 Punkte) und Ratingen (6 413 Punkte) hatte die Siebensternerin bereits gezeigt, dass sie zu den ganz Großen in den sieben Königs-Disziplinen gehört.
»So begeisternd wie unsere Fußball-Nationalmannschaft bei der WM aufgetreten ist, so möchte ich bei der EM der Leichtathleten in die Wettkämpfe gehen,« hatte die sympathische Sportlerin noch vor zwei Monaten gegenüber dem WESTFALEN-BLATT ausgeführt. Es war eine Aussage mit richtungsweisendem Charakter, denn wie die »Klinsmänner« feierte Lilli Schwarzkopf am Ende eines großen Wettkampfes Platz drei.
Mit ihrer Familie war Lilli nach Schweden gereist. Vater Reinhold hatte seine Tochter als Trainer glänzend auf das Topereignis eingestellt. Am ersten Tag noch etwas verhalten, explodierte die für den LC Paderborn startende Athletin dann am zweiten Wettkampftag im mit 32 000 Fans ausverkauften Ullevi-Stadion. Mutter Amalia und die 25-jährige Schwester Rimma fieberten auf der Tribüne mit. »Lilli war wieder einmal Weltklasse«, brachte es Tante Lina gestern in Bad Driburg auf den Punkt. Unterdessen machte sich die Familie Schwarzkopf am Tag nach dem Gewinn der EM-Bronzemedaille bereits wieder auf die Heimreise nach Deutschland. Mutter Amalia arbeitet heute Mittag wieder im Textilgeschäft Krüger in Steinheim. Doch der Alltag wird bei den »Schwarzköpfen« damit noch lange keinen Einzug halten. Denn die Gratulationskur wird nun erst beginnen - in Paderborn und im beschaulichen Siebenstern. Die deutsche Familie, die 1990 ihr Heimatland Kirgisien verließ, ist in Deutschland längst heimisch geworden. Der Name Schwarzkopf wird spätestens nach diesem Erfolg mehr als nur mit einem bekannten Haarshampoo in Verbindung gebracht werden.
Das große Vorbild von Lilli Schwarzkopf bleibt die Ausnahmeerscheinung des Siebenkampfes Carolina Klüft. Das extrovertierte Energiebündel aus Schweden brachte es in ihrer Heimat auf 6 740 Punkte und holte sich wie erwartet Gold und damit den Europameisterschafts-Titel. Klüft will nach den Olympischen Spielen in Peking 2008 aufhören. Spätestens dann könnte der Weg für Lilli Schwarzkopf aus Siebenstern für den Thron frei sein, denn die Silbermedaille verpasste sie in Göteborg um ganze drei Punkte. So zeigte sich auch Klüft von den Auftritten der jungen Deutschen überrascht: »Lilli hat die Zukunft im Siebenkampf noch vor sich.« »Sie wird auf dem Boden bleiben und sich nun wieder auf die Uni konzentrieren«, ist Tante Lina sicher. Siehe auch Bericht im überregionalen Sportteil.

Artikel vom 10.08.2006