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Ein Zeitzeuge erinnert sich an Störche

»Oeynis« und »Portis« Vorfahren brüteten schon vor 70 Jahren in Wulferdingsen

Bad Oeynhausen (WB). Nach wochenlangen Recherchen in den Stadtarchiven von Bad Oeynhausen, Porta Westfalica und Löhne über frühere Storchenansiedlungen im südlichen Mühlenkreis, war Landschaftswart Erwin Mattegiet davon ausgegangen, dass die letzten Störche im Mühlenkreis vor mindestens 100 Jahren gebrütet haben. Durch die Meldung eines Wulferdingsener Bürgers hat diese These jedoch eine überraschende Wende bekommen.

Heinz Hüsener von den Volmser Heimatfreunden besitzt einen Fotobeweis und hat außerdem einen Zeitzeugen ausfindig gemacht. Ernst Hartsieker aus Wulferdingsen berichtet, dass er sich noch genau an ein Storchennest an der Straße Sundern 54 erinnern könne. Der heute 82-Jährige weiß, dass 1935 auf der damaligen Kuhbauernstelle Dubbel ein Storchenpaar ein Nest auf einer Weide gebaut hatte. Landwirt Dubbel machte in den Wintermonaten Holzschuhe, und dafür wurden früher extra Weiden angepflanzt. Das Gebäude wurde 1959 abgerissen und durch einen Neubau ersetzt.
Der damals zwölfjährige Ernst Hartsieker erinnert sich: »Es gab Völkerwanderungen zu dem Storchennest, denn es war eine große Sensation.« Nach seinen Angaben kam es allerdings zu keiner Brut, möglicherweise fanden die Adebare in den nahe gelegenden Meerwiesen nicht genug Nahrung.
Das Foto stammt von seinem Vater Wilhelm, der sich in Wulferdingsen als leidentschaftlicher Hobbyfotograf einen Namen gemacht hatte. Wenn zum Beispiel Fußballer des SuS Wulferdingsen oder andere Bürger ein Passbild benötigten, hieß es nur: »Das macht Willem«, erzählen noch heute ältere Wulferdingsener. Schwiegertochter Magdalene Hartsieker verrät, dass sie bei Kaffeekränzchen immer wieder gebeten werde, doch die unzähligen alten Fotoalben von ihrem Schwiegervater zu zeigen, um in der Wulferdingsener Geschichte zu stöbern.
l Um den Bürgern und Gästen noch einmal den »Bad Oeynhausener Storchensommer« in Erinnerung zu rufen, hat unter diesem Titel die Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz gestern die Vitrine am Lenné-Platz gestaltet. Das Buch des Storchenexperten Alfons Bense wird gezeigt - es ist auch im Handel erhältlich - und sämtliche Berichte und Fotos über den Nachwuchs sind ausgestellt. »Es war schließlich die Sensation des Jahres«, sagte Landschaftswart Erwin Mattegiet, der die Brut der Adebars all die Wochen beobachtet hat. Einen Monat lang steht die Vitrine den Naturschützern zur Verfügung.

Artikel vom 10.08.2006