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Politiker mit
Rückgrat und
Weitblick

Heinrich Otto 89-jährig gestorben

Schloß Holte-Stukenbrock (bs). »Ich habe einen guten Freund verloren«, sagt Ulrich Suermann zum Tod von Heinrich Otto. Der CDU-Kommunalpolitiker mit Leib und Seele ist am Dienstag im Alter von 89 Jahren gestorben.

»Wir waren jahrzehntelang gegenseitige politische Wegbegleiter«, sagt Ulrich Suermann. »Ich bin bestürzt und betroffen.« Nach der Beschreibung des Freundes war er ein Mann mit Rückgrat, mit Durchsetzungsvermögen, zuverlässig, mit Weitblick, mit christlicher Prägung und ein langjähriger Kämpfer für die CDU. »Sein Wort stand und hatte Gewicht in Fraktion, Rat, Ausschüssen und bei der Bevölkerung.« Er habe keine Kirchturmpolitik betrieben, sondern über die Gemeindegrenzen hinaus geschaut. Er habe dabei stets die Interessen aller Bürger, insbesondere der sozial Schwachen vertreten. Er sei ein politisches Vorbild gewesen und scheute sich nicht, unpopuläre Positionen zu vertreten. »Wir haben zusammen mehrere Legislaturperioden durchgestanden«, meinte Suermann, der 1964 in die CDU eintrat. Gerne erinnere er sich, wie sich Heinrich Otto für Pollhans eingesetzt und dort gefeiert und genossen habe. »Pollhans hat ihm sehr viel bedeutet.«
Hans Schäfer, Stellvertretender Bürgermeister, betonte, er habe von Heinrich Otto viel gelernt. Zum 89. Geburtstag besuchte Schäfer ihn, gratulierte auch, als Otto 60 Jahre Mitglied in der CDU war. Bis zuletzt interessierte er sich für die Politik, fragte häufiger nach der Rücklage. Man soll mit dem Geld der Bürger wie ein Familienvater umgehen, nur das ausgeben, was man übersehen kann und Geld sparen, war seine Devise. »Eine solide Finanzpolitik war ihm sehr wichtig«, so Schäfer. Selbst zu seinem 89. Geburtstag habe er ihn gefragt »Sind noch Rücklagen da?«
Bürgermeister Hubert Erichlandwehr betont: Heinrich Otto war ein Mensch, der sich voll und ganz der Politik gewidmet hat. Er hat für die Gemeinde viel geleistet, von der nachhaltigen Finanzpolitik - er engagierte sich von 1970 bis 1994 im Haupt- und Finanzausschuss und achtete auf möglichst niedrige Steuern - profitiert die Stadt heute noch. In Erinnerung ist dem Bürgermeister auch, wie gern Heinrich Otto Besucher über Pollhans führte. »Als alten CDU-Fahrensmann kannte ich ihn gut, aber 1994 hat er sich aus der Politik zurückgezogen«, so der Bürgermeister.
»Ich habe mich mit ihm immer gerne unterhalten«, sagte SPD-Fraktionschef Friedrich Dransfeld. Er war der Inbegriff eines Kommunalpolitikers, kannte alles in der Gemeinde, setzte sich ein. Er habe ihn kennen gelernt, als er als junger Lehrer an die Ursula-Schule kam. Von 1963 bis zum Vorruhestand arbeitete Otto dort als Hausmeister. Als Politiker erlebt hat er ihn dann, als Friedrich Dransfeld ab 1997 als Sachkundiger Bürger im Schulausschuss saß. »Er war schlagfertig und witzig, ein gewiefter Taktiker, es gab harte Diskussionen, keine unfairen Konflikte«, so Dransfeld.
Heinrich Otto war auch dem WESTFALEN-BLATT verbunden. In den Anfangsjahren der Zeitung hat er das WESTFALEN-BLATT ausgetragen, dabei seinen Spitznamen »Westfalen-Heini« erhalten. Den behielt er auch, als er in den 50-er Jahren für das WESTFALEN-BLATT und eine andere Zeitung schrieb.
Heinrich Otto, geboren am 8. Mai 1917, war von 1946 bis 1948 und von 1952 bis Ende 1969 im Rat von Liemke/Schloß Holte. Ratsmitglied war er dann von 1970 bis 1994 im Rat von Schloß Holte-Stukenbrock. Dabei hatte er viele Ämter inne, arbeitete in mehreren Ausschüssen mit. Von 1979 bis 1994 wirkte er als zweiter stellvertretender Bürgermeister. 28 Jahre lang saß er im Kreistag, von 1964 bis 1992, erst im Wiedenbrücker, dann im Bielefelder und danach im Gütersloher. Am 9. Juni 1978 erhielt er für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz.
Die Beerdigung findet statt am Samstag, 12 August, 10 Uhr, von Kapelle des St.-Ursula-Friedhofs aus, anschließend ist das Seelenamt.

Artikel vom 10.08.2006