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Renovierung
geht in die
Endphase

Neue Glocken für Marienkirche

Verl-Kaunitz (fre). Die Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten in und an der Kaunitzer Marienkirche gehen ihrem Ende entgegen. Zu guter Letzt sollen nun noch das Geläut vervollständigt, die Turmuhr repariert und die Seitenaltäre restauriert werden.

Lädt momentan lediglich ein kleines Glöcklein die Gläubigen zum Gottesdienst, so sollen Anfang Dezember vier weitere Glocken ihren erhabenen Klang in alle Himmelsrichtungen schicken. Und zwar mit der aus dem Geläut von 1883 aus Zinnbronze historisch überlieferten Tonfolge eines D-Dur-Akkords mit den Tönen d, fis und a. Hiervon ist aufgrund der Abgabe der übrigen Glocken im Ersten Weltkrieg lediglich die Immaculata-Glocke der Pfarrpatronin erhalten. Mit der St.-Anna-, der Hildegard- und der Christus-Glocke sowie der Edith-Stein-Glocke für den Dachreiter soll das Geläut komplettiert werden.
»Die Glockenzier soll eher schlicht gehalten werden«, wünscht sich Pfarrer Joachim Cruse. Worauf er indes Wert legt ist, dass die Bekrönung aller Glocken für die Aufhängung ebenso wie bei der überlieferten Glocke mit Engeln bestückt ist. Ansonsten werde es wohl jeweils nur die figürliche Darstellung und den Namen der entsprechenden Patrone, vier Kreuze in die vier Himmelsrichtungen sowie einen stilisierten Lorbeerkranz geben. Bei Einzelstiftungen (auch die sind möglich) werde im Innern auch der Name des Stifters angebracht.
Neu gefertigt werden müssen der Glockenstuhl sowie die Schallläden und das Läutewerk samt der Motoren. Insgesamt sollen diese Arbeiten rund 60 000 Euro kosten. Auch die Turmuhr mit ihrem aufwändigen mechanischen Getriebe muss erneuert werden. Das Angelus-Läuten um 7, 12 und 19 Uhr soll elektronisch einprogrammiert werden, alles andere in Abstimmung mit dem Landesdenkmalamt und dem Generalvikariat aber situativ per Knopfdruck erfolgen. Auch die Zifferblätter werden ausgebaut und aufgearbeitet.
»Ob der Turm noch gestrichen werden kann, entscheidet die Großherzigkeit der Gemeinde«, hofft Cruse auf Engagement im Renovierungs- und Restaurierungs-Endspurt. Im September soll es eine Infoschrift zur Spendenaktion geben. Für die engagierte Unterstützung aller bisherigen Maßnahmen macht Cruse seiner Gemeinde ein großes Kompliment: »Das zeigt, wie sehr die Kaunitzer sich mit ihrem Gotteshaus identifizieren.«
Im Innern der Kirche warten noch die beiden Seitenaltäre (Josef, Anna) sowie das viersitzige Chorgestühl auf die Vollendung. Angedacht ist, die Seitenaltäre in ihrer Farbgebung vom jetzt eher grünlichen Ton zum historisch-ursprünglichen Braun zu verändern. Auch die Heiligenskulpturen sollen ihre ursprüngliche farbige Leuchtkraft zurück erhalten.
Nach monatelanger Restaurierung in die Kirche zurückgekehrt sind inzwischen die Figuren der Kirchenlehrer Gregor und Augustinus. Und das in ihrer originalen, aufwändig-bunten Farbgestaltung, wie Restaurator Klaus Lerchl aus Lippstadt betont. Die beiden 1,60 und 1,75 Meter großen Figuren wurden von Meister Siebe, einem Vertreter der Wiedenbrücker Schule, geschaffen und kamen 1902 in die Marienkirche. In den vergangenen Monaten erhielten die Skulpturen, die Jahrzehnte lang auf dem Dachboden des Gotteshauses gelagert wurden, eine thermische Behandlung gegen Holzwurmbefall und wurden sorgfältig aufgearbeitet. Farbschichten, die von einer früheren Überlackierung stammten, wurden abgetragen und der darunter liegende Schmutz entfernt. Bei allen durchgeführten Arbeiten sei nichts hinzugefügt und nichts weggenommen worden, betont Restaurator Lerchl. Allerdings: Auf das Gewand von Papst Gregor war ursprünglich einmal Messingpulver-Goldstaub aufgetragen worden, der im Laufe der Jahre oxidierte. Dadurch sei eine grünliche Schicht entstanden, die nicht mehr rückgängig zu machen sei, wie der Fachmann bedauert. Einen schönen Platz haben die Figuren der beiden Kirchenführer auf neu geschaffenen Konsolen gefunden.

Artikel vom 10.08.2006