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Pferdescherer
raubt Mähne
und Schweif

Bellersen: Kripo sucht Unbekannten

Von Michael Robrecht
Bellersen (WB). Wer macht soetwas? Angelika Löffelbein aus Bellersen ist entsetzt. Seit Monaten schneidet ein unbekannter Täter ihren Tarpanen in der Bruchtwiese Mähnen und Schweife ab. Jetzt wendet sich die Polizei an die Öffentlichkeit. Wer ist der unbekannte Pferdescherer?

In den zurückliegenden Wochen hat der Täter wiederholt bei den Pferden, die auf Weiden in Bellersen standen, die Mähnen, teilweise auch die Schweife, gekürzt oder ganz abgeschnitten. »Wenn die Tiere dadurch auch nicht verletzt wurden, benötigen sie doch die Mähne und den Schweif zum Schutz gegen Mücken und Fliegen«, erläutert Polizeipressesprecher Peter Schneider. Die Pferdehaare wurden jeweils mitgenommen. Unterschiedliche Pferderassen von mehreren Besitzern waren betroffen, besonders stark Familie Löffelbein und ihre Tarpane. Die Polizei bittet um Hinweise zu Personen oder Fahrzeugen, die in verdächtiger Weise im Bereich von Pferdekoppeln gesehen wurden. Auch wäre es für die Polizei wichtig zu wissen, ob Pferdehaar zum Kauf angeboten wurde. Mitteilungen erbittet die Kripo in Höxter, Tel. 05271/9620.
Angelika Löffelbein, auch SPD-Ratsfrau im Brakeler Stadtrat, ärgert sich lange schon über den merkwürdig veranlagten Täter. Besonders schlimm findet sie, dass er selbst vor dem kleinen Fohlen nicht Halt machte. Der Tarpannachwuchs, der sowieso nicht sehr gesund war, ist während der Hitzewochen im Juli wohl auch von dem Täter zu allem Überfluss noch geschoren und so weiter geschwächt worden. Das Tier lebt inzwischen nicht mehr, wobei es zur Tat des »Rasierer« aber keinen direkten Zusammenhang gibt.
Löffelbeins Tarpane sind Teil eines projektes, die se uralte Tierart im Kreis Höxter wieder heimisch zu machen. Der Tarpan ist eine Unterart des in den Steppen lebenden Wildpferdes (Equus przewalskii), das ursprünglich im waldreichen Mittel- und Osteuropa beheimatet war. In Mitteleuropa wurde der Waldtarpan (Equus prze-walskii silvaticus) bereits im frühen Mittelalter ausgerottet; und in Osteuropa wurden die letzten Vorkommen Ende des 18. Jahrhunderts vernichtet. Lediglich ein kleiner Bestand aus den Tiergärten des Fürsten Zamojski überlebte in Polen und ging in der Rasse Koniks auf. Diese weist auch heute noch ein stark tarpanartiges Aussehen auf. Ausgehend von diesen Tieren hat man rückgekreuzt. Rassetypische Merkmale sind vor allem der Aalstich, »Zebrastreifen« an der Vorder- und Hinterbeinen im Bereich von Fessel bis Vorderfußwurzel bzw. Sprunggelenk. Sie stehen im Pferdetyp und sind sehr ziehrlich, aber ausdauernd und stark. Die Hufe sind immer sehr hart. Mähne und Schweif sind dicht. Die Bellerser Tarpane leben in ihrer weitgehend natürlichen Umgebung im Tal der Brucht in der Nähe des Dorfes und sind seit Jahren im Besitz der Familie Löffelbein.
Niemand kann sich erklären, wass der Täter mit dem Pferdehaar will. Pferdeschänder gibt es jedoch gar nicht so selten.

Artikel vom 09.08.2006