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Andenken-Gang nach Canossa

Kunst oder Kitsch: Souvenir-Lädchen hat für jeden Geschmack etwas

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Was bringt man den Liebsten daheim am besten aus »Canossa« mit? Wer nach einem ausgiebigen Ausstellungsrundgang noch ein Souvenir aus dem Mittelalter sucht, ist im Museumsshop am Abdinghof goldrichtig.

Das von der Paderborner Bonifatius-Buchhandlung geführte Lädchen in der Städtischen Galerie hält für jeden Geschmack das Passende vor. Der seriöse Museumsbesucher wird vielleicht am ehesten an den Buchregalen fündig. Hier gibt es neben einschlägiger Mittelalter-Literatur auch Regional- und Kunstgeschichtliches. »Der Renner ist der Canossa-Roman«, verrät Linda Freier. Die 20-jährige Studentin jobbt für die Dauer des Schauereignisses tageweise im Museumsshop. »Häufig wird auch nach Postkarten mit Motiven aus der Ausstellung gefragt. Da müssen wir leider passen - wahrscheinlich gibt es da Probleme mit den Lizenzen«, vermutet sie.
Canossa-Besucher, die ihren Liebsten daheim ein nettes Souvenir mitbringen möchten, bietet sich die freie Auswahl. Wirklich originelle Stücke wie handgefertigte Keramiken und Glaswaren in Mittelalter-Optik haben natürlich ihren Preis. Bis zu 100 Euro kosten die kunsthandwerklichen Stücke. Aber der grüne Schein kann natürlich auch anders investiert werden. So freut sich Onkel Heinz vielleicht über ein germanisches Trinkhorn mit einem Fassungsvolumen von 0,3 Litern Met (13,80 Euro), während Tante Frieda möglicherweise an einem getöpferten Canossa-Becher (5,90 Euro) mehr Gefallen findet. Trinkbares in allen Prozentabstufungen liefert der »Kloster-Shop«.
Vor seinen Regalen bleibt fast jeder Laden-Bummler interessiert stehen. Ob Magenbitter oder Orangenlikör, klösterliches Eau de Toilette oder belgisches Trappisten-Bier, Dinkelkekse oder Marmelade - von Gaumenfreuden verstehen die Ordensleute eine ganze Menge. Gegenüber versprechen Pater Gebhards Mundwasser und Ringelblumensamen körperliches Wohlbefinden.
Doch zurück zum Souvenir-Einkauf: Tochter Natascha lässt sich ganz sicher mit einem Freundschaftsring (4,20 Euro) beglücken, während der kleine Max mit einem Plastik-Ritter (4.50 Euro) samt Steinschleuder (8.90 Euro, »nicht für Kinder unter drei Jahren geeignet«) aufrüsten könnte. Nebenan liegt ein handliches Holzschwert (5.20 Euro) - ohne Altersbeschränkung. Nichte Yvonne, die im Oktober ein Literaturstudium beginnt, wäre wohl mit einer dekorativen Schreibfeder (5,50 Euro) gut bedient, während Bruder Eberhard als Musikliebhaber unbedingt Reinhard Klenkes Monografie »Mozart im Paderborner Exil« (6,90 Euro) lesen sollte.
Eine nähere Beratung wird gerade schwierig, weil ein Trupp Museumsbesucher in den Laden schwappt. »Wir haben hier meistens ein Stoßgeschäft«, so Linda Freier. »Wenn die Gruppenführungen zu Ende sind, dann schauen sich die Leute noch bei uns um. Und viele erzählen dann begeistert, wie gut ihnen die Ausstellung gefallen hat.«
Eingefleischten Canossa-Fans wäre am ehesten mit einem Modell der Burg aus bemaltem Kunststein (29 Euro) gedient, ersatzweise auch mit einem Sticker fürs Jackenrevers - Motiv wahlweise der büßende Heinrich oder die Markgräfin Mathilde (je 6,90 Euro). Jetzt fehlt nur noch etwas Praktisches für Oma Lisbeth. Apart wäre das Papst-Quartett mit den 32 bedeutendsten Mitbrüdern Gregors VII. von Petrus bis Benedikt XVI (9,80 Uhr). Aber die rüstige Seniorin spielt mit ihrer Freundin am liebsten »Schwarzer Peter«. In dieser Kartenversion ist leider nichts Passendes vorrätig.

Artikel vom 17.08.2006