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Luftbad auf dem Inseleck

Neues Dalke-Bad wird im September eröffnet - Chronik in Arbeit

Von Stephan Rechlin
Gütersloh (WB). Das Licht- und Luftbad an der Dalke wird noch vor der offiziellen Geschichte des Gütersloher Naturheilvereins fertig. Heinrich Krümpelmann, letzter Vorsitzender des Vereins, hätte die Chronik gern zur Eröffnung im September präsentiert. Doch die Pflege eines Familienmitgliedes genießt derzeit Vorrang.

Auf Spaziergängen informiert sich Krümpelmann regelmäßig, wie gut die Arbeit am Dalkeweg vorankommt. Eine 2,20 Meter hohe Mauer wird die Insel in zwei »Plateaus« teilen. Auf dem vorderen Teil der Insel darf intensiv in der Sonne gebadet werden. Der naturnahe hintere Teil bleibt Schulklassen vorbehalten. Die Insel soll von einer Brücke vom Dalkeweg aus erreichbar sein. In der Nacht wird das Tor darauf geschlossen; ein Metallrost ist als Hindernis für Hunde gedacht. Die Dalke, ein Überflutungsgraben und eine Auenfläche bilden die drei »Schenkel« der dreieckigen Insel. Insgesamt 215 000 Euro investiert die Stadt in das neue Licht- und Luftbad.
Grundstückskosten sind nicht darin enthalten. Das Inselareal ist ein Geschenk des ehemaligen Naturheilvereins an die Stadt. Ein Geschenk mit einer Auflage: »Es sollte in den Stadtpark integriert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden«, ruft Krümpelmann in Erinnerung. Die Geschichte des Vereins begann 1894 mit der tiefen Überzeugung, dass Tragen von Textilien schädlich sei. Dagegen wirke sich der hüllenlose Aufenthalt in der Natur günstig auf Organismus und Wohlbefinden aus. Diese Ansichten hatte der sächsische Naturheilkundler Vincenz Prießnitz (1799 - 1851) vertreten, ein geistiger Wegbereiter Kneipps. Die Gütersloher Anhänger der Prießnitz-Lehre fanden 1906 ein geeignetes Grundstück zum Luftbaden an der Dalke in Sundern - heute steht dort das ehemalige Kurhaus Güthenke. Sie kauften es dem damaligen Meierhof Künnepeter ab. Ein Streit im Verein führte 1925 zur Abspaltung der »Wasserabteilung«, die daraufhin den Bau des Parkbades (1928) betrieb. Nach einem Grundstückstausch wechselten die verbliebenen Prießnitz-Anhänger auf die Dalke-Insel. Der hüllenlose Naturgenuss hinter Bretterverschlägen verlor an Reiz, als immer mehr Gütersloher einen eigenen Garten besaßen.

Artikel vom 10.08.2006