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Vom Anzug her vom Feinsten

Zwei Marken, ein Name: »bugatti« in Herford und »Bugatti« in Molsheim

Von Curd Paetzke
Herford (HK). Vom Anzug her sind beide Produkte wirklich Spitzenklasse: Das eine beschleunigt in atemberaubenden 2,5 Sekunden von 0 auf 100, das andere wird wegen seines Komforts, seiner Eleganz und seiner Sportlichkeit geschätzt, die es ganz locker aus dem Ärmel schüttelt. Zwei Marken - ein Name: Bugatti. Da ist zum einen (Bugatti) die noble Autoschmiede in Molsheim im Elsass und zum anderen (bugatti) der Hersteller von hochwertiger Herrenbekleidung in Herford.

»Doch wir kommen uns nicht ins Gehege«, schmunzelt Klaus Jürgen Möller, Marketingchef der Firma Brinkmann. Zumal beide Marken in ihrem Metier auch ganz unterschiedliche Akzente setzen. Dennoch muss (marken)rechtlich alles abgesichert sein, wenn zwei beim Namen quasi an einem Strang ziehen. Die Geschichte des Namens »bugatti« begann in Herford in den 70-er Jahren mit einem Telefonbuch aus Mailand. Klaus Jürgen Möller ließ sich das Verzeichnis schicken, um einen italienisch klingenden Namen für eine neue Produktlinie des Hauses zu finden: »Wir wollten der Leichtigkeit der sich damals immer weiter durchsetzenden Mode aus Italien angemessen Tribut zollen.« Schon unter »B« wurde er fündig. Der Name Bugatti ist in Italien nicht selten. Nachdem die Marke 1978 beim Patentamt eingetragen war, wurden in Herford die ersten »bugatti«-Mäntel entwickelt. Heute umfasst die Marke ganze Kollektionen wie zum Beispiel Anzüge, Hosen, Jacken, Gürtel, Hemden, Strickwaren, Jeans. »bugatti« wurde zum Flaggschiff der Brinkmann-Gruppe und macht einen Großteil des Gesamtumsatzes von 245 Millionen Euro aus. Weithin sichtbar prangt der Schriftzug »bugatti« auf dem Firmengebäude an der Hansastraße.
Das tut er auch woanders, allerdings mit großem »B«: in Molsheim in Frankreich. Dort entsteht der »Bugatti«, genauer gesagt der Veyron 16.4, der von der Bugatti Automobiles S.A.S. gebaut und seit einigen Monaten ausgeliefert wird. Der 16-Zylinder-Wagen mit einer Leistung von 1001 PS (!) aus 8 Litern Hubraum erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 406 km/h. Damit ist er der stärkste und schnellste Sportwagen, der jemals gebaut wurde. Eine solche Fahrdynamik hat ihren Preis: 1,16 Millionen Euro. Die Jahresproduktion ist unlängst wegen der Nachfrage und der damit verbundenen langen Wartezeiten auf 70 Einheiten aufgestockt worden. Die Gesamtproduktion soll aber bei 300 Wagen belassen werden.
Ettore Bugatti (1881 - 1947) war ein Automobilhersteller, dessen Unternehmen legendär dafür war, die besten Sportwagen weltweit zu bauen. (Pierre) Veyron war ein Rennfahrer in Diensten Bugattis, der 1939 mit Jean-Pierre Wimille das 24-Stunden-Rennen von Le Mans gewann. Der ursprüngliche Bugatti-Betrieb ging nach dem Zweiten Weltkrieg zwar unter, aber die Marke erstand wieder neu auf. Seit 1998 firmiert sie unter Volkswagen-Federführung.
»Als VW Bugatti übernahm, hat man sich gleich mit uns in Verbindung gesetzt«, schildert Klaus Jürgen Möller, »da wird ja unter dem gleichen Namen produzieren.« Seither besteht mit VW eine freundschaftliche Vereinbarung: Die Herforder bringen ihre Produkte nicht mit der Automarke - in Verbindung - und umgekehrt.
Eigentlich schade, denn so wird man wohl kaum jemals in den Genuss kommen, einen Bugatti aus Molsheim vor bugatti in Herford zu sehen...

Artikel vom 10.08.2006