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Routiniers in der Verantwortung

»Runderneuerte« Spvg. Steinhagen vor dem Start: Barka braucht noch Zeit

Von Gunnar Feicht (Text und Foto)
Steinhagen (WB). Superlative waren bei der Spvg. Steinhagen im Jahr 2006 an der Tagesordnung: Im Frühjahr fabrizierten die Landesliga-Kicker den unnötigsten Abstieg in der Vereinsgeschichte, die Folge ist der gravierendste Umbruch des Spieleraufgebots, seit am Cronsbach Fußball gespielt wird.

14 Spieler verließen den Verein. André Ballay und Sören Kapelski, die Trainer Nurettin Barka zwar weiterhin zum Kader zählt, die aber die Vorbereitung nicht mitgemacht haben, kann man im Moment getrost noch dazu addieren. Und auch Sebastian Jungemeyer mit dem neuen Wohnsitz Hamburg ist nur Stand-by-Kicker. Um das verbleibende Quartett Andreas Vorat, Simon Nagel, Jan-Sören Breucker und Anton Helwart muss Barka jetzt ein bezirksligataugliches Team buchstäblich aus dem Boden stampfen. Allein alle Namen der auf dem Papier mehr als zwei Dutzend Neuzugänge zu lernen, hat seine Zeit gebraucht.
Die Vorbereitung: »Wir haben nur ein Testspiel verloren, obwohl wir von einer Stammbesetzung noch weit entfernt sind.« Vom Ergebnisertrag darf Barka mit dem Monat seit Trainingsbeginn durchaus zufrieden sein. Trotzdem kann er die Findungsphase der neuen Truppe noch nicht richtig bewerten: »Die Mannschaft geht fit ins erste Punktspiel. Aber ob wir spielerisch mit den starken Mannschaften der Klasse mithalten können, das kann man erst nach zwei oder drei Spieltagen einordnen.« Dass sich einige der jungen Spieler in der Vorbereitung Urlaub gegönnt haben und beim Coach noch gar nicht richtig vorspielen konnten, muss für den Coach im Moment kein Nachteil sein. Umso besser kann er in dieser Phase den Überblick behalten. Von gravierenden Verletzungen ist die »Erste« laut Barka verschont geblieben und ist optimistisch, dass auch der angeschlagene Jan-Sören Breucker Sonntag in Augustdorf auflaufen kann.
Die Neuen: Wer Routine aus Spielklassen oberhalb der Kreisebene mitbringt, wird sofort in die Verantwortung genommen. »Nestmann, Buch, Baczynski, Ürensel, Noworzyn oder Durdu sind Leute, von denen ich zurzeit 120 Prozent verlangen muss, damit wir die jüngeren Spieler möglichst schnell so weit bringen, dass sie das Niveau der neuen Klasse erreichen«, sagt Nurettin Barka unmissverständlich. Ein wichtiger Eckpfeiler in seinen Planungen ist auch der laufstarke Ex-Wertheraner Abdul Ektiren, der sich allerdings Samstag im Test gegen Wiedenbrück II verletzt hat. »Ich hoffe aber, dass er bis zum Auftakt wieder fit ist«, so Barka.
Von den Youngstern, die direkt aus der A-Jugend kommen, hat bisher Murat Kizilkaya den besten Eindruck hinterlassen. Der Coach: »Man merkt, dass er bei Arminia schon B-Jugend-Regionalliga gespielt hat und gut ausgebildet ist. Auch im Training hat er sich bisher positiv präsentiert.
Das Personal ist zwar zahlreich, »aber bis eine echte Stammelf steht, kann es bei unseren Voraussetzungen durchaus zwei Monate dauern«, glaubt der Trainer. Schließlich müssen sich etliche Kicker erst in der neuen Spielklasse akklimatisieren. Gute Stimmung im Team soll den Prozess beschleunigen: »Ich muss der Mannschaft den Spaß am Fußball vermitteln, den Gemeinschaftsgeist fördern«, sagt Barka, dem es vor einem Jahr mit der Spvg.-Reserve gelungen ist, einen ähnlich tief greifenden Umbruch hinzukriegen.
Der WB-Einlauftipp: Auf eine präzise Prognose zum Steinhagener Abschneiden würden Buchmacher wohl Höchstquoten anbieten. Kein anderer Bezirksligist ist vor dem ersten Punktspiel schwieriger einzuschätzen als die völlig runderneuerte Rotblusen-Elf. Schwingen sich die Routiniers unter den Neuen zu echten Anführern auf und spielen an der Leistungsgrenze, dann ist die Vorgabe »mindestens Platz sechs« (so Barka beim Trainingsauftakt) absolut realistisch. Aber nur wenn alle Beteiligten begreifen und umsetzen, was eine echte Mannschaft ausmacht.

Artikel vom 09.08.2006