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Neues Gesicht für den ZOB

Konzept des Architekturbüros Fischer sieht zwei Abschnitte vor

Lübbecke (jug). Um mehr Kaufkraft aus der Region in die Stadt zu ziehen, plant die Stadt die Ansiedelung eines so genannten »Frequenzbringers« (siehe LK vom 15. Juni). Vor der Sommerpause stellten aus diesem Grund sechs von der Verwaltung beauftragte Planungsbüros im Ausschuss für Bauen und Stadtentwicklung ihre Konzepte für eine Überplanung des Gänsemarktes beziehungsweise des Busbahnhofes vor. Fünf der Planer haben ihre Konzepte der LÜBBECKER KREISZEITUNG zur Verfügung gestellt. In lockerer Folge werden wir diese detaillierten Pläne vorstellen. In der vierten Folge geht es um das Konzept des Architekturbüros Fischer.

Der Entwurf sieht eine Neugestaltung des Zentralen Omnibusbahnhofes (ZOB) vor und hat dabei vor allem städtebauliche Aspekte im Blick. Dabei gehöre es zur Grundidee, den Platz als solches und damit auch seine weitere Nutzbarkeit (z.B. für Veranstaltungen) sowie auch den Quartiersgedanken zu erhalten, so Architekt Dirk Fischer, der das Konzept zusammen mit seinem Geschäftspartner, dem Projektentwickler Jürgen Müller (Hannover), ausgearbeitet hat. Außerdem sei es in diesem Zusammenhang wichtig, die Entwicklungsmöglichkeiten der Stadt nicht zu blockieren.
Der Entwurf basiert auf zwei Bauabschnitten. Der erste würde entsprechend den Vorgaben der Stadt den ZOB mit Parkhaus West umfassen, der zweite die Privatflächen entlang des Papendiek. Die seien im Erschließungskonzept berücksichtigt, für die Umsetzung des Plankonzepts jedoch nicht erforderlich. Hier stehe natürlich als erstes die Frage im Raum, ob die Privatgründstücke überhaupt verkäuflich seien.
Im Zuge des ersten Bauabschnitts würde das Parkhaus West weichen. An diese Stelle entstünde ein Gebäude, das im Erdgeschoss auf einer Fläche von 1 400 Quadratmetern einen Lebensmittel-Nahversorger beherbergt. Als Betreiber seien hier Rewe, aber auch Edeka, Plus, Jibi oder Bünting (Markant) im Gespräch, so Fischer; auch ein Investor wäre übrigens sofort da. Die (»eingehauste«) Anlieferung erfolge vom Niederwall über die Einmündung Niedernstraße. Im Obergeschoss (1 200 Quadratmeter) wären Büros oder Handelsflächen denkbar, im Dachgeschoss (1 000 Qudratmeter) ein Restaurant und Penthousewohnungen.
100 Stellplätze könnten auf der Fläche des ZOB entstehen, doch auch der Anlaufpunkt für die Busse bleibe bestehen. »Bei guter Organisation des Öffentlichen Personennahverkehrs braucht man nicht soviel Platz«, so Fischer. Eine überdachte Haltestelle mit filigraner Stahlkonstruktion im Norden des ZOB biete acht Bussen Platz und bleibe ein zentraler Punkt, für alle, die den ÖPNV nutzen wollten.
Ein, wenn nicht das zentrale Element des Konzepts sei eine vier Meter breite und mit Glas überdachte Verbindungspassage, die entlang des Marktes führe und den Passanten dann weiter über Niedernstraße und Deerberg-Passage den Weg in die Fußgängerzone ermögliche.
Die Verwirklichung des zweiten Bauabschnitts (Privatflächen Papendiek, 1 900 Quadratmeter) mache nur in Kombination mit einem Nahversorger Sinn, so Fischer. Hier könnte parallel zum nebenstehenden Komplex ein Gebäude mit Erd- (1 500 Quadratmeter), Ober- (1 300 Quadratmeter) und Dachgeschoss (1 200 Quadratmeter) entstehen, das Platz für Geschäftsflächen (z.B. Textilbereich) oder Büros biete. Das Dachgeschoss biete Interessenten durch seine grandiose Aussicht über die Stadt besonderen Anreiz.
Durch eine Tiefgarage an dieser Stelle wäre außerdem eine Erweiterung der Parkflächen um 70 Stellplätze denkbar. Durch die Glasfassaden der Gebäude und ansprechende Bepflanzung könne der Standort ein völlig neues Gesicht erhalten.
Grundsätzlich legt Fischer im Rahmen seines Konzeptes Wert auf eine gute Anbindung der »Unterstadt« an Fußgängerzone und Richtung Rathaus; entsprechend wäre das gesamte Fußwegenetz im Plangebiet inklusive des Bushaltepunktes auch behindertengerecht zugänglich. Und Fischer geht in seinen Überlegungen noch einen Schritt weiter: Durch eine Anbindung der neuen Gebäude in Richtung Niedernstraße sei eine weitere Belebung der Lübbecker »Kneipenmeile« denkbar, die Hinterhöfe der dortigen Gebäude könnten auf diese Weise eine ganz neue Wertschätzung erfahren.

Artikel vom 09.08.2006