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Liebenswerte Ortschaft mit Flair

975 Jahre Sandebeck: Landrat überreicht Urkunde

Sandebeck (nf). »Wenn die Wurzeln tief sind, braucht man die Stürme nicht zu fürchten.« Legt man dieses beim Festakt am Sonntag zum 975-jährigen Sandebecker Dorfjubiläum von Christa Ridder verwendete Zitat zugrunde, dann gehen die Wurzeln der Ortschaft wahrlich in die Tiefe.

Wie schon die Gründung Sandebecks im Jahre 1031 als Schenkung des Gutes Sannanabiki durch Kaiser Konrad II. an den Paderborner Bischof Meinwerk überliefert ist (wir berichteten), wurde das Programm der zweitägigen Feierlichkeiten zu einem ebensolchen Geschenk an die vielen Besucher, die das schöne Wetter nutzten, um sich vom Mittelalter-Fieber rund um den Vincenzgarten und den Eggedom in den Bann ziehen zu lassen.
Gelebte Tradition diene nicht dazu, die Asche zu bewahren, sie diene vielmehr dazu, eine lebendige Flamme zu speisen. Das Organisationskomitee um Ursula Römer-Stratmann und Josef Ostermann hatte damit nicht zu viel versprochen mit seiner Aufforderung, sich anstecken zu lassen vom mittelalterlichen Flair, von Musik und Tanz, von Gaukelei und Geschichtenerzählerinnen, von Rittertum und alter Handwerkskunst.
Der gelungene Mix war es, der einen gewaltigen Zuspruch in Sandebeck auslöste, wobei die Gastgeber für den mittelalterlichen »Auftritt« alles bestens vorbereitet hatten. Und so mancher der Ritterfreunde fand sich in einer Rüstung mit Kettenhemd, Helm und Schild wieder -Êwie der kleine Sandebecker Mervin Claes.
Auch wenn er bekannte, dass ihm römische Legionäre noch besser gefielen, war er mit seiner Rüstung und dem ritterlichem Outfit doch ganz zufrieden. Dazu passte die Musik der Spielleute »Duivelspack« aus Detmold, die nicht nur bei ihrem Gesang von den »alten Rittersleuten« stimmkräftige Unterstützung fanden.
Innig lauschten die Kinder auch der Märchenerzählerin Jo Gerbeth, die vor ihrem Zelt mit immer neuen Geschichten faszinierte und auch für die Erwachsenen am abendlichen Lagerfeuer recht unterhaltsame Geschichten zum Besten gab.
Dazu kam allerhand altes Handwerk: vom Mollenhauer Wilhelm Dreier über die schweißtreibende Schmiedekunst des Meisters Josef Otto bis zum Scherenschleifer Michael Schlüter aus Rödinghausen mit seinem mobilen Gefährt. Gut kam auch der Heimatabend im rappelvollen Vincenzhaus mit Bildern aus der Dorfgeschichte, mit Sketchen, Tänzen und plattdeutschen Vorträgen an. Bürgermeister Joachim Franzke, der Schirmherr des Festes, lobte dann auch diesen ganz im Sinne des Mittelalters abgestimmten Rahmen, wagte aber auch einen Ausblick in die Zukunft. Anerkennung zollte das Stadtoberhaupt den Autoren einer Festschrift zum Jubiläum, in der die Dorfgeschichte eindrucksvoll aufgearbeitet wurde.
Die Geschichte habe in Sandebeck ein Fundament geschaffen, auf dem sich leben lasse. Dabei hätte die Dorfbevölkerung viele Herausforderungen gemeistert, sie könne zu Recht mit Zuversicht in die Zukunft blicken. Landrat Hubertus Backhaus, der die Grüße des Kreises überbrachte, lobte die Vorfahren, die sich ein unübertreffliches Fleckchen Erde für die Dorfgründung ausgesucht hatten.
Man schulde den 40 Generationen Dank, die das Dorf über Jahrhunderte getragen hätten. »Die 975-Jahr-Feier ist Ergebnis von Leistung und Solidarität, zugleich Mahnung und Verpflichtung für kommende Generationen, weil der Ort als Dorf und Gemeinschaft stets lebendig geblieben ist«, sagte der Landrat, als er die Ortschaft mit einer Urkunde auszeichnete.

Artikel vom 08.08.2006