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Herforder Technik
beim Gottesdienst

Elektromotoren-Werke lassen läuten

Von Alice Koch
Herford (HK). Zeit ist nicht nur ein flüchtiger Moment. Auch kein abstrakter Begriff. Bei den Herforder Elektromotorenwerken investiert man viel Zeit in die Zeit. Dort wird sie zum Symbol. Ein Spezialgebiet des traditionsreichen Unternehmens sind Turmuhren und ihre Technik.

Im 16. und 17. Jahrhundert gab es nur mechanische Turmuhren an den Kirchen, die ein bisschen nach gingen oder auch mal stehen blieben. »Mittlerweile ist der Zeitbegriff ein anderer geworden, heute zählt jede Sekunde«, weiß der Verkaufsleiter des Unternehmens, Detlef Urbigkeit. So wurde mit der Industrialisierung der Minutenzeiger, Mitte des 20. Jahrhunderts sogar der Sekundenzeiger, immer wichtiger. Heute geht fast alles automatisch, und hinter historischen Zifferblättern tickt, auch in Herforder Kirchen, die Technik der Elektromotoren-Werke.
Die HEW-Funkhauptuhren sind die Steuerzentrale für die im Kirchturm installierte Technik. Sie sorgen für den genauen Lauf der Zifferblätter, exakte Auflösung der unterschiedlichen Uhrschlagarten und das automatische Läuten der Glocken. Sicherheitsschaltungen verhindern, dass sich mehrere Programme überlagern und gleichzeitig ausgeführt werden. »Früher«, erinnert sich Detlef Urbigkeit, »zeigten die Münsterkirche, die Radewiger- und die Johanniskirche nicht die selbe Zeit. Das hatte zur Folge, dass auch die Glocken immer etwas zeitversetzt läuteten.« So etwas passiert heute nicht mehr. Sowohl Datum als auch Uhrzeit der Funkuhren an den Kirchtürmen werden über einen Langwellensender von der Atomuhr der Physikalische-technischen Bundesanstalt in Braunschweig kontrolliert.
Neben den Kirchturmuhren sind die Läutemaschinen ein weiterer Sektor im Hause HEW. Produziert werden von HEW nicht nur Glockenantriebsmotoren, sondern auch die Steuerung und alle Antriebselemente vom Zahnriemen bis zur Aufhängung.
Bereits 1904 hatte das Unternehmen den Kölner Dom mit seiner Läutetechnik ausgerüstet, und auch wenn im Petersdom in Rom, dem Frankfurter Dom, der Kathedrale in Canterbury oder St. Paul in London die Glocken läuten, ist das 1892 gegründete Unternehmen daran beteiligt. Ebenso wie in nahezu allen Kirchen in Herford. »Von Asien über Südamerika bis nach Europa rufen unsere Läutemaschinen weltweit in mehr als 100 000 Kirchen Gläubige zum Gottesdienst«, sagt Urbigkeit. In Deutschland hat das Unternehmen 12 000 Wartungsverträge mit Kirchengemeinden.

Artikel vom 09.08.2006