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Generalprobe wird zum lobenswerten Konzert

Junge Sinfoniker zeigen in der Stadthalle Gütersloh wie sehr ihr Proben gefruchtet hat


Gütersloh (joz). Sehr beeindruckend war die öffentliche Generalprobe der Jungen Sinfoniker gestern im Kleinen Saal der Stadthalle. Nach zehntägiger Arbeitsphase im Carl-Miele-Berufskolleg ist den 100 Jugendlichen aus einem Berg von Noten mit Werken von Richard Wagner, Alexander Glasunow, Pedro Iturralde und Dimitri Schostakowitsch unter der Gesamtleitung des Dirigenten Bernd Wilden eigentlich schon ein lobenswertes Konzert gelungen.
Als strahlende Eröffnung des Musikereignisses erklang mit der gesamten Bläserbesetzung, Pauken und allen Streichern zu Beginn das Meistersinger-Vorspiel von Richard Wagner (1813-1883). Während der singend weichen, zauberhafte Innenwelten erzeugenden und von Violinen dominierten Streicherparts in Abwechslung mit rhythmisch anschwellenden Unisoni wie auch sensiblen Zwischenspielen der fein aufeinander abgestimmten Holzbläser und Flöten, bewies Wilden einen talentierten und auf die dramatische Dynamik des Stückes eingehenden Dirigierstil.
Der von warmen Klängen geprägte Streicherauftakt des Concerto (1934) Es-Dur, op. 109 für Saxophon und Orchester von Alexander Glasunow (1865-1936) bildete jene Atmosphäre in welcher sich der Solist Simon Hanrath mit seinem ebenso warm angestimmten Alt-Saxophon wie in einer musischen Heimat einfand. Der mehrmalige Preisträger und von renommierten Orchestern begehrte Solist beglückte im Allegro Moderato schon mit ersten schnell fließenden Läufen. Im Andante steigerte er sich im gefühlvollen Ton, wobei die verzierenden Zwischenläufe nie den musikalischen Bogen und die große Ruhe des Satzes unterbrachen, sondern vielmehr unterstützten.
Obwohl der durchweg auswendig spielende Hanrath seine technisch sehr versierte Improvisation glänzend herüberbrachte, ging im anschließenden ebenfalls mit geschmeidigen Läufen und schnellen Punktierungen gespickten Allegro nie seine demütig lauschende Haltung gegenüber dem ihn tragenden Orchester verloren. Die Gegensätze von laut und leise, gebunden und prägnant, gemächlich und überaus schnell, überdehnt und moderat spielte Hanrath in Pequeña Czarda on Pedro Iturralde (*1929) sehr gekonnt aus. Mit lebendigen, zigeunerisch inspirierten und ständig wechselnden Modulationen begeisterte er das Publikum des locker gefüllten Saals.
Beifallsstürme erhielten die Jungen Sinfoniker auch für die Sinfonie Nr. 5 d-moll, op. 47 von Dimitri Schostakowitsch (1906-1975). Auch hier fielen in den vier Sätzen besonders die polaren Spannungsbögen zwischen den die Stille berührenden leisen Tönen und eine universale Intensität verkörpernden Fortissimi auf. Wohlklingende Flöten-, Geigen- und Harfensoli krönten die Ersteren. Die große Orchesterbesetzung inklusive eines Flügels sorgte indes hervorragend eingespielt für Letztere.

Artikel vom 09.08.2006