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Klangbilder aus der Natur

Stimmungsvoller Konzert-Auftakt

Von Andrea Pistorius
Lichtenau (WV). Mit einem Paukenschlag - personell gesehen - haben die »Tage Alter Musik« in Kloster Dalheim begonnen: Der britische Star-Geiger Simon Standage gab sich im rustikalen Ambiente des Neuen Schafstalls die Ehre. Musikalisch kam die Natur zu Wort in bildhaften Kompositionen des Barock.

Der international anerkannte Experte für historische Aufführungspraxis, Standage, Konzertmeister und Solist des Barock-Ensembles »The English Concert«, hat sich für ausgesuchte Programme Alter Musik mit einem Gleichgesinnten, dem in Europa ebenso bekannten Flötisten Hajo Wienroth, zusammen getan. In Dalheim führte ihr instrumentales Zusamenspiel zu szenischen Klangbildern, betitelt »Ein zauberhafter Garten« und begleitet von Mitgliedern des Ensembles »Le Chardon«, die jeder für sich über Klasse und Renommee verfügen.
Schmeichelnd wurden die Zuhörer mit Vivaldis Concerto »La Notte« (Die Nacht) auf eine Folge von Barock-Klassikern eingestimmt. Wienroth bekam dabei eine erste Gelegenheit, seine Virtuosität an Travers- und Blockflöte mit atemberaubend schnellen Läufen und Trillern zu demonstrieren. Es folgten weitere Concerti des venezianischen Altmeisters, in denen er die Natur klingen lässt: »Alla Rustica« verzauberte mit einem wunderschönen, liedhaften Mittelteil, »La Follia« erweckte die Vorstellung tanzender Blätter im Wind und in »Il Gardelino« ließ Flötist Wienroth den Stieglitz im Werk-Titel fröhlich tirilieren oder einen übermütigen Zweigesang mit der ersten Geige anstimmen.
Die Musiker enttäuschten die Erwartungen ihres Publikums nicht. In der Intonation seines Parts war jeder für sich makellos, im Zusammenspiel fein aufeinander hörend. Lediglich Wienroth wirkte seltsam unkonzentriert und fahrig, Puristen mögen manchen Patzer registriert haben. Doch dem Genuss dieses wunderbaren Konzerts an einem lauen Sommerabend taten diese Kleinigkeiten keinen Abbruch.
Zwischen die Vivaldi-Concerti hatte das Programm-Duo Standage/Wienroth Opernhaftes von Jean-Baptiste Lully und Henry Purcell eingeschoben, Musik aus »Armide« und zum »Sommernachtstraum«. In besonderer Erinnerung geblieben sind daraus die Tanzsätze mit ihren cantablen Melodien und hüpfenden Rhythmen, lebhaft interpretiert von einem gut aufgelegten Kammerensemble.
Zum Schluss durfte Simon Standage als Solist in »Der Herbst« aus Vivaldis »Vierjahreszeiten« mit zarten Pianissimi und blitzsauberen Crescendi glänzen: Ein wahres Hörvergnügen.

Artikel vom 08.08.2006