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Stadt muss Tempolimit aufheben

Anwohner des Eggeweges sind verärgert über neue Ortsausgangsschilder

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne-Obernbeck (LZ). Günter Oberwörder ist mächtig sauer. Seit zwei Wochen lebt der Rentner an einer Rennstrecke. Denn so lange ist es her, dass die Stadt Ortsausgangsschilder aufgestellt und den Eggeweg praktisch ausgemeindet hat. Galt hier bislang Tempo 50, darf nun doppelt so schnell gefahren werden.

Günter Oberwörder versteht die Welt nicht mehr: »Es gibt hier keinen Geh- oder Radweg. Und dabei sind hier viele Schulkinder unterwegs.« Und Nachbar Karl-Heinz Vogt schimpft: »Wahrscheinlich muss erst etwas passieren, um zu merken, dass das ein Fehler war. Die öffentlichen Kassen sind doch leer. Dieses Geld hätte man sich wirklich sparen und für sinnvollere Dinge einsetzen können.«
Die beiden Anwohner des Eggeweges fürchten, dass ihre Straße künftig zunehmend als Abkürzung genutzt wird. »Das ist doch klar«, meint Vogt. »Auf der parallel verlaufenden Ellerbuscher Straße darf man nur 50 fahren, während auf dem Eggeweg jetzt 100 erlaubt sind. Da wird es nicht lange dauern, bis viele Autofahrer merken, dass sie hier schneller zum Ziel kommen.«
Verärgert ist man im Eggeweg auch darüber, dass man zuvor nicht über das Vorhaben informiert worden sei. »Die Schilder waren plötzlich da«, erinnert sich Oberwörder. So wurden Ortsausgangsschilder unter anderem an der Einmündung Weststraße/Eggeweg und an der Einmündung Am Nordhang/Eggeweg aufgestellt. »Damit scheinen wir jetzt ja wohl nicht mehr zu Obernbeck zu gehören«, sagt Karl-Heinz Vogt zynisch.
Schon in der Vergangenheit, als die Höchstgeschwindigkeit noch 50 betrug, sei es zu Unfällen gekommen. »Wie soll das erst jetzt werden, zumal hier Rechts-Vor-Links gilt. So manches Mal hört man nachts die Reifen eines Autos quietschen. Wahrscheinlich musste der bei hohem Tempo an solch einer Stelle in die Bremsen steigen«, vermutet Günter Oberwörder.
Ordnungsamtsleiter Wolfgang Greinke betonte auf Nachfrage der LÖHNER ZEITUNG, dass es kein böser Wille der Stadt sei, an mehreren Stellen in Obernbeck Ortsausgangsschilder aufgestellt zu haben. »Eine Überprüfung durch die Polizei hat schlicht und einfach ergeben, dass diese Schilder an den entsprechenden Stellen fehlten. Und wir sind nun einmal verpflichtet, dort Ortsausgangsschilder aufzustellen, wo sie der Gesetzgeber vorschreibt.«
Greinke teilt nicht die Befürchtungen, dass künftig viele Autofahrer statt auf der Ellerbuscher Straße auf dem Eggeweg fahren. »Es wird, glaube ich, kaum jemand eine gut ausgebaute Landstraße gegen eine zum Teil unkomfortablen Wegstrecke eintauschen.« Der Ordnungsamtsleiter versichert jedoch, die Sorgen und Nöte der Anlieger Ernst zu nehmen. »Wenn sich innerhalb der nächsten Wochen herausstellen sollte, dass das Fahrzeugaufkommen im Eggeweg sprunghaft ansteigt oder zunehmend gerast wird, werden wir dort kontrollieren und, falls nötig, weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel die Einführung von Tempolimits, einleiten«, verspricht Wolfgang Greinke.

Artikel vom 08.08.2006