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Sielwehr taucht in die Versenkung ab

Pegel der Werre sinkt um knapp drei Meter - Zahlreiche Schaulustige

Von Per Lütje (Text und Fotos)
Löhne/Bad Oeynhausen (LZ). Gestern war es endlich so weit. Bis zum späten Abend wurde das Sielwehr um knapp drei Meter abgesenkt. Das Schaupiel hatte zahlreiche Schaulustige angelockt, wenngleich die Bewegung des stählernen Stauwehrs mit bloßem Auge nicht zu erkennen war.

Die Absenkung der Barriere ist Teil eines dreistufigen Planes, die Werre einerseits zu renaturieren und andererseits den Hochwasserschutz im Bereich zwischen Sielwehr und der A 30 zu verbessern (die LZ berichtete im Rahmen einer Serie). Die Absenkung ist zunächst auf zwei Monate begrenzt, um Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel und die Zuflüsse zu untersuchen. Zu diesem Zweck wurden allein 40 Messstellen zum Grundwasserspiegel entlang der Teststrecke installiert.
Diplom-Ingenieur Detlef Sönnichsen, Spezialist für Wasserbau und Wasserwirtschaft, erwartet keine allzu großen Überraschungen. »Einzige Unbekannte ist der Mittelbach. Wir wissen nicht genau, ob er genügend Wasser führt, um auch den Kokturkanal zu speisen.« Denn letzterer wird wegen des deutlich niedrigeren Werrepegels vom Flusslauf abgeschnitten und fällt trocken. Deswegen soll in den nächsten Tagen eine Verbindung zum Mittelbach geschaffen werden. Der Kokturkanal versorgt unter anderen Bad Oeynhausens Kurparkbereich und den Jordan-Sprudel mit Wasser.
Schon in der Vergangenheit hatte es eine Absenkung des Sielwehrs gegeben. Grund war ein technischer Defekt. »Damals hat es auch keine Schäden gegeben«, sagt Sönnichsen. Einen wirtschaftlichen Zweck erfülle das Siel heutzutage nicht mehr, sagt der Gewässerexperte. Viele Jahre diente das Wehr zur Stromerzeugung, indem 3000 Liter Wasser in der Sekunde eine Turbine in Bewegung setzten. »Das Bauwerk ist mittlerweile 50 Jahre alt und stark modernisierungsbedürftig. Ich glaube nicht, dass sich das noch rechnet, zumal es inzwischen auch nicht mehr die Aufgabe erfüllt, die Gradierwerke zu versorgen.«
Durch die Entfernung der künstlichen Staustufe kann die Werre ab heute wieder fließen. Sönnichsen: »Dadurch wird die Wasserqualität enorm verbessert, weil sich das Wasser nicht mehr so stark erwärmt und mehr Sauerstoff enthält.«

Artikel vom 08.08.2006