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Kindern als Puppenspieler Werte vermittelt

Feierstunde zum Andenken an Felix Fechenbach - Gedenkstein wiederhergestellt

Scherfede (ski). »Felix Fechenbach zu ehren heißt, sich immer wieder dagegen zu wehren, dass Menschen verfolgt und vertrieben werden, sich dagegen zu wehren, dass man ihnen ihre Rechte nimmt und sie umbringt.« Das hat Christoph Dolle, Vorsitzender der Jungsozialisten in Ostwestfalen-Lippe, gestern Abend in einer Gedenkfeier für den vor 73 Jahren von den Nazis ermordeten Journalisten gesagt.

Am 7. August 1933 war Felix Fechenbach im Wald zwischen Scherfede und Kleinenberg von SA- und SS-Schergen, die ihn ins KZ Dachau bringen sollten, erschossen worden - auf der Flucht, wie es hieß. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Rimbeck beigesetzt.
Fechenbach war Chefredakteur des Volksblattes in Detmold gewesen. Er entsprach nicht nur als Jude und Sozialdemokrat dem Feindbild der NSDAP, sondern hatte sich mit seinen Zeitungskolumnen als »Nazi-Jüsken« Feinde gemacht.
Christoph Dolle zeichnete in seiner Gedenkansprache das Bild des überzeugten Sozialisten und Pazifisten sowie mutigen Journalisten nach. Er ging dabei auch auf eine wenig bekannte Facette ein: Als Puppenspieler mit seinem »Roten Kasper« hatte Fechenbach Kinder für gesellschaftliche Missstände sensibilisiert und sie auf die Gefahren durch den Nationalsozialismus aufmerksam gemacht. Der »Rote Kasper« habe im Gegensatz zu der öffentlichen Meinung jener Tage die Solidarität, das Zusammenstehen gegen soziale und politische Bedrohung, die Gleichheit aller Menschen und die Meinungsfreiheit als Werte propagiert, erinnerte der Ossendorfer.
Im Rahmen der Feierstunde ist auch der wiederhergestellte Gedenkstein für Felix Fechenbach seiner Bestimmung übergeben worden. Vor zwei Jahren war die in den Stein eingelassene Bronzeplatte mit der Inschrift herausgehebelt und gestohlen worden. Der in Willebadessen-Helmern ansässige Bildhauer Raphael Strauch hat die Inschrift nun in den Stein eingemeißelt. »Die Arbeit ist hervorragend gelungen. Der Stein kann jetzt seine erinnernde Aufgaben wieder erfüllen«, freute sich der Kreis-Geschäftsführer der SPD, Herbert Cramme.
Auf die mehrfachen Schändungen der Gedenkstätte ging auch stellvertretende Bürgermeisterin Elisabeth Müntefering ein. »Sollten diese Zerstörungen politisch motiviert sein, so müssen wir weiter wachsam sein und gegen alle Anfänge von Diktatur, Unfreiheit und Menschenverachtung kämpfen. Sollten sie einfach nur ein Ausbruch von Gewalt sein, so müssen wir alle weiterhin dafür sorgen, dass die Menschen lernen, diejenigen zu achten, die für ihre Freiheit ihr Leben gegeben haben«, sagte die Bürgermeisterin.
Elisabeth Müntefering rief besonders junge Menschen dazu auf, sich mit dem Leben Fechenbachs auseinanderzusetzen. Er sei den richtigen Weg zu Freiheit und Demokratie gegangen sei und habe für seine Überzeugungen mit dem Leben bezahlt.

Artikel vom 08.08.2006