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Zu Fuß in die erste Klasse

»Augen auf« im Straßenverkehr heißt es für die 1700 i-Dötze im Kreis

Von Ingo Schmitz
und Harald Iding (Foto)
Kreis Höxter (WB). 1700 i-Dötze werden in dieser Woche im Kreis Höxter eingeschult -Êmehr als 100 davon sogar vorzeitig auf Antrag. Das teilte gestern der Kreis Höxter auf WESTFALEN-BLATT-Anfrage mit.

Der Schulstart ist zugleich mit einer Warnung an die Autofahrer verbunden: »Gerade die ersten Tage eines Schuljahres bergen vor allem im Verkehr viele Gefahren. Die Kinder müssen sich nach den langen Ferien erst wieder an den Verkehrsalltag gewöhnen. Insbesondere die ABC-Schützen bedürfen der besonderen Aufmerksamkeit«, betont Uwe Scherding vom Verkehrsdezernat der Kreispolizeibehörde Höxter.
Er rät den Eltern von i-Dötzen, im Vorfeld gemeinsam mit den Kindern mehrfach den Schulweg abzugehen. »Dabei sollten Gefahrenquellen wie parkende Autos oder auch Baustellen erläutert sowie das Überqueren von Straßen geübt werden. Auch beim Transport im Auto muss einiges berücksichtigt werden. Kinder dürfen nur in geeigneten Sicherungssystemen mitgenommen werden und auch beim Ein- und Aussteigen ist absolute Vorsicht geboten«, stellt Scherding fest.
Dr. Ronald Woltering, Leiter des Fachbereichs Gesundheits- und Veterinärwesen des Kreises Höxter, macht darauf aufmerksam, dass Kinder seiner Meinung nach ihren Schulweg möglichst zu Fuß absolvieren sollten: »Die heute verbreitete Bewegungsarmut bei Jungen und Mädchen ist katastrophal. Bewegung ist das A und O. Dabei ist nicht so sehr entscheidend, wie ergonomisch der Schulranzen ist. Wichtiger ist das Gewicht der Tasche. Kinder sollten nur das mit sich tragen, was sie tatsächlich für den Tag im Unterricht benötigen.«
Die Schuluntersuchungen des Gesundheitsdienstes zum bevorstehenden Schuljahr haben laut Dr. Woltering ergeben, dass zehn Prozent aller i-Dötze bereits vor ihrer Einschulung Haltungsschäden aufweisen. Woltering: »Hinzu kommt, dass viele Kinder Koordinationsschwierigkeiten haben -Êhäufig eine Folge des Bewegungsmangels. Nur 85 Prozent der i-Dötze zeigen keine Probleme, sieben Prozent haben immerhin kleinere Schwierigkeiten. Der Rest hat größere Probleme mit der Koordination.«
Dr. Ronald Woltering zieht noch eine weitere überraschende Bilanz: »Kinder aus russlanddeutschen Familien haben oftmals weniger Sprachschwierigkeiten, als Kinder ohne Migrationshintergrund.« Für diese Beobachtung hat der Mediziner auch eine Erklärung: »Bei Spätaussiedlern fällt der Medienkonsum geringer aus. In diesen Familien hat das Gespräch eine größere Bedeutung als Fernsehen oder Computerspielen.« Alarmierend sei, dass nur 80 Prozent der i-Dötze keine Sprachprobleme haben.
Besondere Sorgenkinder sind im Bezug auf das Thema Sprache die Sprösslinge der im Kreis Höxter lebenden Ausländerfamilien. Sie haben laut Dr. Woltering bei den Untersuchungen am schlechtesten abgeschnitten.

Artikel vom 08.08.2006