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Rückblick
auf bewegte
Lebensjahre

Pater Dresselhaus wird 90

Schloß Holte-Stukenbrock (kl). »Normal leben«, meint Pater Josef Dresselhaus mit westfälischer Bescheidenheit, wenn man ihn nach einem Rezept fürs Altwerden fragt. Der Geistliche wird am Sonntag 90 Jahre alt und feiert diesen Geburtstag bei guter Gesundheit und körperlicher Konstitution.

Natürlich weilt er aus Anlass des Jahrestages mal wieder in Liemke, im Hause seines Bruders Otto-Ernst und dessen Ehefrau Elisabeth. An sich verbringt er seinen Ruhestand im Haus der Weißen Väter in Hörstel (zwischen Ibbenbüren und Rheine), aber gern kommt er in die Heimat, nicht nur zum Feiern, auch um noch ein wenig Dienst zu leisten. So hat er gerade erst, nach dem Schützenfest, vier Wochen lang Pfarrer Richard Lippok vertreten, der zur Kur musste.
Und das ist vielleicht das eigentliche Geheimnis: »Nicht so viel rumsitzen«, wie Dresselhaus es formuliert, also: In Bewegung bleiben, geistig und körperlich. »Ich gehe viel spazieren«, erzählt er. Und im Garten seines Altenwohnsitzes in Hörstel, wo er seit 1991 lebt, bestellt er mit den anderen Ruheständlern noch gern die Beete. Dazu schätzt er die Heilkräfte der Natur, macht in jedem Frühling eine Löwenzahn-Kur und trinkt von Zeit zu Zeit einen Schnaps, den er mit Bärlauch aufgesetzt hat.
In Bewegung ist Pater Dresselhaus sein ganzes Leben gewesen. In Afrika, wo er als Missionar 37 Jahre lang tätig gewesen ist, musste er lange Zeit auf so einen Luxus wie ein Auto verzichten. Mit dem Fahrrad war er bis zu 14 Tage in seiner Pfarrei unterwegs. Entfernungen bis zu hundert Kilometer galt es zu überwinden, Flickzeug und frisches Wasser waren das wichtigste Gepäck. Pater Josef Dresselhaus hat in Malawi mit anderen Missionaren zusammen ein Bildungssystem aufgebaut.
Und er wollte von Anfang an zu den Weißen Vätern, die in Rietberg eine Schule hatten. Die besuchte Josef Dresselhaus, viertes von elf Kindern, nachdem er in Liemke zur Obermeierschule gegangen war. Am Gymnasium der Weißen Väter in Groß-Krotzenburg machte er das Abitur, Theologie studierte er in Trier. Der Krieg unterbrach den Bildungsweg, Josef Dresselhaus musste in die Armee und geriet in Riga in Gefangenschaft.
Im holländischen S'Heerenburg nahm er sein Theologiestudium wieder auf und begann sein Noviziat. Das letzte der vier Studienjahre absolvierte er in Schottland. Dort, in Edinburgh wurde er am 10. Juni 1954 auch zum Priester geweiht. Die Heimatprimiz war dann in Kaunitz, zu dieser Pfarrei gehörte Liemke seinerzeit.
Deshalb ist Pater Josef Dresselhaus auch nach wie vor den Kaunitzern verbunden, wo er sich diesen Samstag am Vorabend seines Geburtstages schonmal gratulieren lässt: »Ich bin ja nicht abergläubisch.« Sonntag morgen sind die Liemker eingeladen, dem Geistlichen die Ehre zu erweisen. Das Hochamt beginnt um 9.15 Uhr.

Artikel vom 05.08.2006