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»Ganztag soll ein Erfolg werden«

Rainer Kalla ist seit 1. August der neue Schulleiter an der Realschule in Spenge

Von Kerstin Sewöster
Spenge (SN). Als »zweiter Mann« kennt er die Realschule Spenge aus dem Effeff. Jetzt übernimmt Rainer Kalla als Schulleiter das Steuer. Den Großteil der Sommerferien hat er bereits in der Schule verbracht, ist zwischen seinem alten Konrektorenbüro und dem des Schulleiters gependelt. Denn noch fehlt dem neuen Schul-Chef, die rechte Hand, die er selbst 13 Jahre lang war.

»Es gibt drei Bewerber für die Konrektorenstelle. Sie müssen noch besichtigt und beurteilt werden«, erklärt Kalla. Schlimmstenfalls könne sein Nachfolger die Stelle erst zu Beginn des zweiten Halbjahres antreten, meint Kalla, ohne sein sympathisches Lächeln zu verlieren. Für ihn bedeutet das zunächst doppelte Arbeit - kein Problem für einen Lehrer aus Leidenschaft.
Rainer Kalla, gebürtig aus Mecklenburg, arbeitete zu Beginn seiner Schulkarriere in einem Internat für verhaltensauffällige Schüler, nach einer Zwischenstation als Bezirksgeschäftsführer der FDP unterrichtete er drei Jahre lang in Vlotho und danach zehn Jahre lang in Höxter, an einer Schule mit 900 Schülern. Als er 1993 nach Spenge kam lernte er voll allem den engen Kontakt zu den Jugendlichen und Eltern schätzen. »Hier kennt man alle, das ist gut. So eine kleine Schule hat eine andere Atmosphäre.«
Ein Ergebnis dieses »sich Kennens« im Schulalltag ist das Kioskprojekt - eine Herzensangelegenheit des 56-Jährigen. Gemeinsam mit den Eltern wurde der Kiosk gebaut, er wird von Schüler selbst betrieben, eine AG übernimmt die kaufmännische Betreuung und lernt nebenbei die Grundzüge der doppelten Buchführung bei Mathematik-Lehrer Kalla. Auch als Schulleiter will Kalla den Kiosk weiterführen - zumindest die nächste Zeit, bis ein Nachfolger gefunden ist - »dafür braucht es Herzblut«.
Dass er weiterhin auch Mathematik und Geografie unterrichtet wird, wenn auch um einige Stunden reduziert, findet er wichtig. Er will die Nähe zu Schülern und Kollegium behalten, denn als Chef mit der Gesamtverantwortung für den Schulbetrieb geht es um die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung. Und dafür braucht es einen engen Kontakt mit der Basis.
»Die Schule hat sich sehr stark verändert«, weiß Kalla aus Erfahrung. Und auch das neue Schuljahr bringt Neues für Schüler und Lehrer. Mit dem neuen Schulgesetz wird es erstmals eine zentrale Prüfung für die mittlere Reife geben. Das heißt die Aufgaben werden zentral gestellt, sind für alle Schulen gleich - was für die die Schüler einen Anstieg der Prüfungszeit auf bis zu 150 Minuten bedeutet. Rainer Kalla wünscht sich ein Förderkonzept für seine Schüler, die trotz dieser Änderung und natürlich auch Aufregung optimal abschneiden sollen.
Die Lehrstandserhebung wird auf die achten Klassen vorgezogen und künftig muss sich der Schulbetrieb einer genauen Untersuchung durch Qualitätsinspektoren stellen. Zwei Inspektoren werden laut Kalla dann drei bis vier Tage lang den Unterricht, das Schulleben und statistische Daten unter die Lupe nehmen.
Sein Hauptaugenmerk wird jedoch sicher in den nächsten Wochen auf einer Sache liegen: Der Ganztagsbetreuung an der Realschule. »Wir gehören damit zu den ersten«, meint er nicht ohne Stolz. »Ich sehe da ein stärkeres Erfordernis in der Gesellschaft«, betont Kalla. Arbeitende Elternteile wüssten nicht wohin mit ihren Kindern. Kalla weiß, dass den Eltern, die ihre Fünftklässler jetzt für den Ganztag angemeldet haben, die Betreuung durch die Lehrer besonders wichtig ist. Zur Zeit können die knapp zwei Dutzend Mädchen und Jungen zwei Räume sowie einen Ruhebereich nutzen. Gegessen wird gemeinsam in der Mensa des Schulzentrums. Neben ihren Hausaufgaben können die Kinder Musik machen - es wird eine Keyboard-Gruppe geben - Kunst, Sport und auch Matheangebote nutzen. Laut Kalla kommt der Ganztagsbetreuung eine größere Rolle zu, wenn das Einschulungsalter gesenkt wird und die Kinder schon mit neun Jahren in die fünften Klassen kommen. »Das soll ein Erfolg werden, keine Eintagsfliege sein«, betont Kalla mit Nachdruck. Sein Ziel ist, eine qualifizierte Betreuung am Nachmittag auch für die Sechs- und Siebtklässler anzubieten. »Eine Ganztagsschule wollen wir aber nicht werden«, schränkt Kalla ein.
Angesichts seines im wahren Wortsinn vollen Stundenplans müssen Kallas private Vorlieben ein bisschen zurückstecken. Als Schulbuch-Autor will er jedoch auch weiterhin aktiv sein. Die österreichischen Berge, in denen er gerne mit seiner Frau Elke wandert, haben ihn in diesen Sommerferien allerdings nur kurz gesehen. Verzichten will er auf dieses Hobby aber nicht: »Das ist mein Ausgleich.«

Artikel vom 05.08.2006