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Von Stefan Küppers

Haller
Aspekte

Wendeschleifen im Busstreit


Man kann die Argumente im seit Wochen andauernden Haller Schulbus-Streit drehen und wenden, wie man will, hier der einen, da der anderen Seite Recht geben. Im Ergebnis dieser Auseinandersetzung zwischen empörten Eltern sowie der auf Gesetze und die schwierige Haushaltslage pochenden Bürgermeisterin ist eine brisante Situation entstanden: Der Schulfrieden scheint gefährdet.
Das zeigt alleine die hohe Bereitschaft vieler Gartnischer Eltern, ihre Kinder an die näher liegende Lindenschule umzumelden. Aber dieser Notausgang wird in der Praxis wohl versperrt bleiben. Weder die Rektorinnen noch die Schulaufsicht würden es zulassen, dass das ausgeklügelte System von Klassenstärken, Lehrerplanstellen und - im Falle von Gartnisch - Einführung einer altersgemischten Klasse ins Wanken gebracht wird. Doch allein die erklärte Absicht der Eltern dokumentiert Ärger, Enttäuschung und Vertrauensverlust gegenüber dem Schulträger.
Und die Wendemanöver der Bürgermeisterin allein in den vergangenen Tagen haben - die Pannen-Chronik im Blick - die Verärgerung eher noch gesteigert. Erst gab es das Fiasko mit den späten Elternbriefen nach Ferienbeginn, die eine unmittelbare Reaktion an den Schulen fast unmöglich machten. Dann kam es offenbar zu sachlichen Fehlern bei den Wegeberechnungen durch die Verwaltung, die aber nur bei denjenigen korrigiert wurden, die ordnungsgemäß Widerspruch eingelegt hatten.
Zunächst galt bei der Wegeberechnung (über oder unter zwei Kilometer) auch die B 68 als sicherer Schulweg. Nach den Äußerungen der Bürgermeisterin sowie von Haller Schulpolitikern beim Elternabend wird diese Einschätzung womöglich nicht aufrecht erhalten. Hinzu kommen die sehr wechselhaften Aussagen der Rathaus-Chefin, die in nur einer Woche erst Fehler einräumt und die »Sache nicht knallhart durchziehen« will, dann eine bedauernde Erklärung mit null Kompromiss herausgibt, und schließlich jetzt ein Übergangsjahr als Entgegenkommen verkündet. Was nach weiteren Gesprächen am kommenden Montag herauskommt, bleibt abzuwarten.
Bei allem Respekt vor der schwierigen Situation (Haushalts- und Gesetzeslage) und den Argumenten (Gleichbehandlung aller Schülereltern) der Stadtverwaltung: Die Handhabung des Schulbus-Problems bis dato muss als verkorkst bezeichnet werden. »Sie haben totales Chaos erzeugt«, brachte es ein Vater auf den Punkt.
Keine Frage: Die Kuh muss jetzt mit Rückendeckung der Ratsvertreter politisch vom Eis. Hoffentlich wird diesmal alles besser durchdacht, damit im Zuge des Schultausches wieder Frieden einkehrt.

Artikel vom 05.08.2006