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Nach der Schlacht am Quast zu McDonald's

Zwischen Wethen und Wrexen kämpften 4500 Fantasy-Fans um Drachenbanner und Türme

Von Marius Thöne
Warburg/Diemelstadt (thö). Diemelstadt ist an kriegerische Auseinandersetzungen gewöhnt. Erst kamen römische Legionen, später die Raubritter, und immer wieder tobten blutige Kämpfe zwischen Hessen und Westfalen in der Grenzregion. Am Samstagnachmittag suchten wiederum Krieger die beschauliche Gegend bei Wrexen heim. Zwischen Steinberg und Quast lieferten sich 4500 Mittelalter- und Fantasyfans eine große Schlacht.



Kampf mit Latex-Schwertern: Ritter aus dem Mittelalter und Orks aus dem Fantasystreifen »Der Herr der Ringe« beteiligten sich an der Schlacht am Steinberg zwischen Wethen und Wrexen. Es ging um das Erringen von Drachenbannern und Türmen. Foto: Marius Thöne

Samstag, kurz vor vier Uhr am Nachmittag: Mit zweistündiger Verspätung beginnt der Aufmarsch zum Finale, der großen Schlacht am Quast. Tagelang hatten sich die Hobbykrieger beim Drachenfest, einem Zeltlager ganz in der Nähe, auf diese wichtige Stunde vorbereitet, Schwerthiebe geprobt und Rüstungen verbessert. Bis zu 80 Euro haben die Kämpfer für die Teilnahme am Drachenfest hinblättern müssen. Jetzt ziehen sie aufs Schlachtfeld und wirbeln dabei ordentlich Staub auf.
Mit einem echten Kampf hat das ganze wenig zu tun. Zwar geben Trommeln den Takt an - in Rüstungen und Phantasie-Kostümen danach zu marschieren, fällt aber die meisten offensichtliche schwer. »Wir betrachten unser Hobby als Spiel«, sagt Bodo Röttger vom Organisationsteam. Dementsprechend waren auch die Waffen von Rittern, Nordmännern, Elben und bösen Orks aus Schaumstoff und Latex und deshalb wenig gefährlich. »Jede Waffe ist von uns vorher geprüft und mit einer Art TÜV-Siegel versehen worden«, zeigt Röttger auf einen Aufkleber am Schwertknauf von Maximilian Bugla aus Bayern, der als Wächter einen der Türme verteidigen muss, die es im Spielverlauf zu erobern gilt. »Verletzungen sind also so gut wie ausgeschlossen«, meint Röttger. Trotzdem haben die Veranstalter vorsichtshalber fünf Krankenwagenbesatzungen von Rotem Kreuz und Malteser-Hilfsdienst auffahren lassen.
Mit dem lauten Knallen mehrerer Feuerwerkskörper beginnt eine halbe Stunde später die Schlacht. Tausende Mittelaltermenschen und Fabelwesen gehen mit Gebrüll aufeinander los. Wer hier gegen wen kämpft, erschließt sich den Außenstehenden nicht sofort. Nur die Spieler wissen worum es wirklich geht: Gut gegen Böse - soviel steht fest. Seitenwechsel sind aber jederzeit möglich. Wer von einem Schwert getroffen wird, scheidet aus. Ziel ist es, den Spielgruppen ihre Drachenbanner abzujagen und anschließend möglichst viele der drei Türme zu erobern.
Das Organisationsteam zog am Ende des Spiels eine positive Bilanz des Drachenfestes. »Die Spieler waren motiviert und mit Spaß bei der Sache«, sagt Bodo Röttger. Lob gab es auch für die Stadt Diemelstadt, die das Gelände für das Drachenfest zur Verfügung gestellt hatte. Gestern wurden dann die Zelte abgebrochen.
Der erste Weg zurück in die Gegenwart führte viele Mittelalter- und Fantasyfans dann zu McDonald's nach Rhoden. Kämpfen macht eben hungrig.

Artikel vom 07.08.2006