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Neonbunte Bilder zuckern Konzert

»Flames of Classic« im Schlosspark blieben trotz Gewitterfront trocken

Von Manfred Stienecke
(Text und Foto)
Paderborn (WV). Sommerliche Freiluft-Konzerte beinhalten in unseren Breiten immer ein gewisses Wetter-Risiko. Und so stand auch bei den »Flames of Classic« im Neuhäuser Schlosspark am Samstag Abend das Programm buchstäblich »Unter Donner und Blitz«.

Glücklicherweise aber war es nur Johann Strauß' gleichnamige Polka aus der »Fledermaus«, die im gut gefüllten Marstall-Innenhof einschlug. Die Gewitterfront, die noch Minuten vor dem Konzertbeginn drohend über Schloß Neuhaus hing, zog »brav« am Schlosspark vorbei, und so blieben die rasch übergestreiften Regenponchos bis zum Finale trocken.
Etwa 1000 Klassikfreunde aus der ganzen Region konnten sich unbehelligt vom Sommergewitter ganz auf das farbige Melodien-Potpourri konzentrieren, das natürlich überwiegend auf die bekannten »Gassenhauer« der Orchesterliteratur setzte. Von Bizets schmissigen Torero-Klängen aus »Carmen« über Mozarts »Figaro«-Ouvertüre und Verdis »Aida«-Triumphmarsch bis zum »Blumenwalzer« aus dem Tschaikowsky-Ballett »Schwanensee« war so ziemlich alles vertreten, womit man dem populären Publikumsgeschmack schmeicheln kann.
Mit dem Berliner Kammerorchester präsentierte sich ein erstklassiges Ensemble, das von seinem lockenköpfigen Dirigenten Roland Mell blitzsauber durch alle Nuancen der Partituren vom schmetternden Bläsersound bis zum feinsten Piano in den Streichergruppen geführt wurde. Mit gut zwei Dutzend Instrumentalisten verfügte das Orchester über ein fast schon sinfonisches Klangvolumen, das über ein fein abgestimmtes Mikrophon- und Lautsprechersystem sauber abgemischt auch in der hintersten Reihe mit Genuss zu erleben war.
Für's Auge gab es dazu eine bonbonbunte Laser-Show, deren Effekte allerdings kaum so spektakulär waren, dass sie vom eigentlichen musikalischen Geschehen über Gebühr abzulenken vermochten. Die von hinten auf einen vor die Bühne gezogenen Gaze-Vorhang projizierten Lichtstrahlenbündel beschränkten sich auf bisweilen sogar humorvolle Illustrationen der jeweiligen gespielten Stücke - mit sirrenden Insekten bei Rimsky-Korsakows »Hummelflug« und einer gemächlichen Kahnpartie bei Smetanas »Moldau«. Ansonsten dienten die flirrenden Lichtlinien dazu, in neonfarbenen Schriftzügen Werke anzukündigen oder auch mal ein Komponistenporträt zu zeichnen. Weniger attraktiv war die Idee, die aufgefächerten Laser-Strahlen an der rückwärtigen Fassade des Marstallmuseums reflektierend tanzen zu lassen. Welcher Konzertbesucher mag sich schon ständig nach hinten umdrehen?
Für das rhythmische Mitklatschen beim abschließenden »Radetzkymarsch« wurde das Publikum dann noch mit einem wahrlich sehenswerten - aber von den teuren Plätzen nur eingeschränkt sichtbaren - Feuerwerk belohnt.

Artikel vom 07.08.2006