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Das Wort zum Sonntag

Von Pfarrer Markus Fachner


Versprochen wird uns vieles. Schöne Worte sind leicht gesagt und kosten nichts. Aber wie selten denkt jemand wirklich zuerst an das Wohl anderer, statt an sich selbst! Es empfiehlt sich immer, vollmundige Ankündigungen auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen.
In der Bibel kann man nachlesen, dass Jesus Christus große Worte nicht gescheut hat, zum Beispiel dies: »Ich bin gekommen, dass sie das Leben und volle Genüge haben sollen.« Jesus spricht von denen, die seine Worte hören und beherzigen, die ihm vertrauen und nachfolgen. Die zu seiner »Herde«, zur Familie Gottes gehören. Sie sollen das Leben und volle Genüge haben. Damit meint er zugleich das irdische und das himmlische, ewige Leben. Jesus versteht sich in dem Sinne als »guter Hirte«, dass er Diesseits und Jenseits nicht voneinander trennt. Er verspricht nicht das strahlende Jenseits nach einem kümmerlichen Diesseits. Vielmehr sieht er seine Lebensaufgabe darin, jeden, der will, in eine ungeahnte Nähe, Gemeinschaft und Vertrautheit mit Gott zu führen. Das geschieht schon hier und jetzt und setzt sich nach dem Tod in vollkommener Gestalt fort.
Für die Brücke zwischen Diesseits und Jenseits, für die offene Tür zwischen Gott und Mensch hat Jesus Zeit seines Lebens alle Hebel in Bewegung gesetzt. Er hat seinen Worten und Versprechen Taten folgen lassen und einen hohen Preis dafür gezahlt. Für sein großes Ziel hat er sich anfeinden, schlagen und kreuzigen lassen. Nur eins nicht: Er hat sich nicht unterkriegen lassen.
Was haben wir davon? An dieser Frage scheiden sich die Geister: Den einen ist es egal. Sie haben kein Interesse, mit Gott in Verbindung zu kommen. Sie managen ihr Leben allein. Sie haben alle Hände voll zu tun, durchschnittliche 80 Jahre sinnvoll zu gestalten. Sie suchen und erarbeiten sich selbst »das Leben« und »volle Genüge«, soviel davon zu bekommen ist. Denn schließlich lebt man nur einmal.
Die anderen lassen sich mit leeren Händen auf die Worte und Ver-sprechen des »guten Hirten« Jesus Christus ein. Sie realisieren: Alles, was sie selber schaffen und erarbeiten, ist flüchtig und vergänglich. Sie nutzen es als vorläufige Leihgabe Gottes, solange sie leben. Denn es gibt noch etwas anderes. Schließlich lebt man als Christ ewig.

Artikel vom 05.08.2006