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Globalisierung
hilft Bauern

Wirtschaftstag mit Joachim von Braun

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). Von der Hausgeburt auf der Hinnenburg 1950 zum Generaldirektor eines Internationalen Instituts in Washington: eine fast amerikanische Karriere. Prof. Dr. Joachim Braun zeigte viele heimatliche Gefühle, als er gestern als Hauptreferent beim 7. Wirtschaftstag des Kreises Höxter zum Auftakt des Annentages vor 500 Zuhörern in Brakel sprach.

»Eine bessere Schutzpatronin als die Hl. Anna, die Namensgeberin des Annentages, kann es für die Globalisierung gar nicht geben«, leitete Professor von Braun, Generaldirektor des Internationalen Forschungsinstituts für Agrar- und Ernährungspolitik (IFPRI) in Washington, seine Rede ein. »Denn sie schützt die Armen, die Arbeiter, die Knechte und die Händler, sichert den Schiffern gute Fahrt zu und gibt den Landwirten Regen.« In seinem »A-B-C zur Nutzung der Globalisierung auf dem Lande« spannte von Braun, der mit dem berühmten Raketenforscher Wernher von Braun direkt verwandt ist, den Bogen von der »Alternativen Energie« über »Landwirtschaft« und »Technologien« bis zu den »Zukunftsjobs«. Er hob hervor, dass die Globalisierung weltweit auch auf dem Lande angekommen sei. Ihre Mechanismen müssten aber besser verstanden werden, damit der ländliche Raum die vielen Chancen nutze.
Vertiefend ging von Braun auf Themen wie Armut, alternative Energien und Welthandel ein. Sie liegen ihm als Leiter des renommierten Internationalen Forschungsinstitutes für Agrar- und Ernährungspolitik (IFPRI) in Washington, das gegen Hunger und Armut in der Welt arbeitet, besonders am Herzen. Alternative Energieformen werden immer gefragter. »Das Volltanken eines Geländewagens mit Biodiesel«, so von Braun, »verbraucht jedoch die gleiche Menge an Rohstoffen, die einen Menschen ein Jahr lang satt machen könnte«. Verbrennen also die Autos der Reichen das Essen der Armen? Die Antwort, so der IFPRI-Chef, sei nicht ganz einfach. »Wenn viele Bauern auf einmal Rohstoffe für die Treibstoffproduktion anbauen würden, gingen in der Tat Anbauflächen für Lebensmittel verloren.« Deshalb helfe hier weder Panikmache noch Euphorie, so Braun, dessen Mutter eine mit den Asseburger Grafen verwandte Gräfin Rothkirch ist, und der viele Ferien als Schüler in Brakel verbrachte. Gefordert sei innovative Technik, damit die Produktion von Biodiesel ökologisch und sozial laufe.
Sicher sei aber, so von Braun, dass der Wettbewerb auch lokal durch die Globalisierung weiter zunehmen werde. »Die Globalisierung und die damit verbundene Möglichkeit zur ErschlieBung von neuen Märkten bietet den Bewohnern des ländlichen Raums ungeahnte Möglichkeiten.« Beim Stichwort »Welthandel« mahnte von Braun ein baldiges Ende der europäischen und amerikanischen Subventions- und Zollpolitik an.
Text seiner Rede unter: ftp://ftp.cgiar.org/ifpritemp/Brakel/

Artikel vom 05.08.2006