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HLC-Staffel auf Rekordkurs

Über 3 x 800 Meter in Westfalen seit über 24 Jahren unangefochten

Von Michael Risse
Höxter (WB). Drei Leichtathletinnen vom HLC Höxter, Britta Hartmann, Susanne Hylla und Sylke Hartmann, liefen am 20. Juni 1982 in Dortmund mit 6:51,43 Minuten Westfalenrekord über 3x800 Meter in der Altersklasse W15. Bis heute ist diese Zeit im Leichtathletikverband Westfalen ungeschlagen.

An den Rekord, der 24 Jahre später immer noch besteht, können sich die drei Sportlerinnen kaum noch erinnern. Die Zwillingsschwestern Britta und Sylke Hartmann hatten gemeinsam mit Susanne Middeke (damals Hylla) bei einem Treffen in Höxter gute Erinnerungen an ihre erfolgreiche Jugend, aber nicht an den besagten Lauf in Dortmund. »Urkunden und Rekorde waren für uns nicht wichtig«, erklärt Sylke Hartmann.
Dabei waren sie damals Leistungssportlerinnen. Fünf Mal pro Woche schnürten die Mädels des Jahrgangs 1968 die Laufschuhe. Im Sommer ging es dreimal auf den Sportplatz, zweimal in den Wald. »Aber es war keine Quälerei, es fiel uns extrem leicht«, betont Sylke Hartmann. Wenn neben Training und Schule noch Freiraum blieb, trafen sich die Schülerinnen noch privat, waren befreundet. Susanne Middeke stellt aber heraus: »An den Wochenenden gab es für uns aber fast nur Wettkämpfe.«
Trainer Klaus Paetsch arbeitete mit den jungen Damen an Schnelligkeit und Ausdauer, vermittelte den Wert von Disziplin. »Wenn am nächsten Tag Wettkampf war,hatten wir am Abend zuvor um 22 Uhr Nachtruhe«, erinnert sich Susanne Middeke. Die Trainingsgruppe bestand aus etwa 20 Athleten, darunter sechs oder sieben Mädchen. »Wir waren ein verschworener Haufen«, so die einhellige Meinung.
Britta verwies mit 2:11 Minuten auf die beste Einzelzeit und wurde deshalb Startläuferin. Sie sollte einen Vorsprung erlaufen, um dem Getümmel in der Wechselzone zu entgehen. »Rechts annehmen, links übergeben«, erinnert sich Susanne Middeke an den Bewegungsablauf bei der Übergabe des Staffelholzes. Das Weiterreichen des Stabes war nicht hektisch, aber: »Man war froh, dass man den anderen überhaupt noch erreichte. Die Beine fühlten sich an wie Betonklötze.«
Damals kannte fast jeder in Höxter das HLC-Trio. »Der Druck von außen war da«, berichtet Sylke Hartmann. Sobald der Startschuss fiel, war aber zumeist die Nervosität verflogen.
Harte Konkurrenz gab es durch den ostfriesischen VfL Ockenhausen, deren Athletinnen Bens, Jahnsen und Engel am 25. Juli 1982 bei den Deutschen Meisterschaften in München die bis heute gültige deutsche Rekordzeit (W15) von 6:27,46 Minuten aufstellten.
Aber auch das HLC-Trio blieb schnell: 1983 bei der DM in Bremen gab es mit 6:43,98 Minuten Platz drei in der B-Jugend. »Ein Debakel«, so Klaus Paetsch, folgte 1984 bei der DM in Düsseldorf. »Unsere Mädchen gehörten zu den Favoriten, haben sich einlullen lassen und denkbar knapp den Endlauf verpasst.« Natürlich gab es für jede der Sportlerinnen auch Einzelstarts. Sylke Hartmann belegte einmal Platz neun bei der DM über 1 500 Meter. Daneben gab es etliche Teilnahmen im Crosslauf, auch bei den »Deutschen«.
In der Pubertät gab es dann andere Interessen. Im Alter von 17 Jahren endeten die sportlichen Ambitionen. Britta Hartmann studierte Landespflege in Höxter, lebt heute in Celle, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Ihre Schwester Sylke hat ein Kind, ist Physiotherapeutin und absolviert derzeit in Bielefeld ein Studium zur Berufspädagogin für Gesundheitsberufe. Zahntechnikerin Susanne Middeke, hat zwei Kinder und lebt in Bredenborn. Angesprochen auf heutige sportliche Aktivitäten sagt sie: »Ich habe unheimliche Schwierigkeiten meinen inneren Schweinehund zu überwinden.« Sylke Hartmann knickte noch zu ihrer aktiven Zeit auf einer Bahnumrandung um, leidet unter Arthrose. Sie kann trotz vier Operationen wenig Sport treiben: »Nach 20 Minuten Joggen bekomme ich oft Schmerzen.« Als Alternative widmet sie sich, ohne Wettkampfehrgeiz, dem Klettersport.
Die deutsche Bestenliste belegt dass in den vergangenen fünfeinhalb Jahren, nur eine W15-Staffel unter sieben Minuten blieb. Die Schülerinnen W15 von LAZ Gießen liefen mit 6:55,91 Minuten (16. Juni 2001) aber auch viereinhalb Sekunden hinter dem HLC-Rekord her.

Artikel vom 08.08.2006