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Im Reich der Historie

Knapp 300 Nutzer forschen jährlich im Stadtarchiv

Gütersloh (gpr). Nackte Zahlen sagen noch nichts über die Qualität von Arbeit aus. 250 bis 300 Nutzer verzeichnet das Gütersloher Stadtarchiv im Jahr. Das mag sich nach wenig anhören, doch hinter diesen Zahlen verbirgt sich intensive Arbeit.

»Mit jedem, der zu uns kommt, führen wir ein individuelles Gespräch, wenn es gewünscht ist. Das kann schon mal bis zu anderthalb Stunden dauern, je nach dem, was der Besucher recherchieren möchte«, sagt Archivleiter Stephan Grimm. Und wie ist er nun, der typische Archiv-Besucher? »Den gibt es nicht«, ist die Erfahrung des Archivars. Die Menschen, die auf der Suche nach Informationen sind, haben ganz unterschiedliche Interessen. Sie betreiben Familienforschung, untersuchen die jüdische Geschichte in Gütersloh oder interessieren sich für Wirtschafts- oder Kirchengeschichte.
Auffällig sei, dass in den vergangenen Jahren immer weniger Schüler unter den Besuchern des Archivs seien. »Vielleicht lässt der Lehrplan rechercheintensive Projekte nicht mehr zu«, kann Grimm nur vermuten. Die Schüler, die ins Archiv kommen, arbeiten meist an Referaten oder Ausstellungen für die Schule. Oder sie besuchen das Haus an der Hohenzollernstraße mit ihrem Geschichtskurs und lassen sich von Grimm durch Bücher-, Foto- und Aktensammlungen führen.
Genauso viel Zeit wie für die Nutzer, nimmt sich der gelernte Archivar auch für die Akten. Die werden sorgfältig durchgearbeitet und mit Informationen versehen, so dass der Kunde möglichst viel Wissenswertes daraus ziehen kann. Kunden? »Ja, wir verstehen uns als Dienstleister«, erklärt Grimm. Die Archiv-Mitarbeiter sichern Akten, Flugblätter, Broschüren, dokumentieren Stadt- und Firmengeschichte. Diese Sammlungen stehen allen Bürger zur Verfügung. »Dabei müssen wir in die Zukunft sehen und heute schon entscheiden, was morgen von Interesse sein könnte«, räumt Grimm mit dem Vorurteil auf, Archivare seien in die Vergangenheit gewandte Eigenbrötler.
Auch Gütersloher Journalisten, die laut Grimm großes Interesse an der Lokalgeschichte zeigen, fragen häufig nach Informationen. Der eine erkundigt sich nach der Geschichte des Theaters, ein anderer benötigt Daten und Informationen zu einer Biografie. Eine Fülle von Fotos, Zeitungssammlungen, Karten, Plänen und Akten stehen den Suchenden zur Verfügung. In den meisten Fällen findet jeder, was er braucht, und ein zufriedener Kunde verlässt mit ausreichend Material die Räume des Archivs.
www.guetersloh.de

Artikel vom 04.08.2006