04.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schüler pflegen Kriegsgräber

Angehörige von in Frankreich gefallenen Paderbornern werden gesucht

Paderborn (WV). Durch Zeit und Raum eigentlich weit Entferntes war plötzlich ganz nah: Im Rahmen des Projektes »Arbeit für den Frieden« reisten 42 Schülerinnen und Schüler der Friedrich-von-Spee-Gesamtschule Paderborn nach Niederbronn und Verdun in Frankreich und pflegten dort deutsche Soldatenfriedhöfe.

Rund 18 000 im Zweiten Weltkrieg gefallene Soldaten wurden damals in Niederbronn im Elsass begraben. In der einwöchigen Projektwoche, die von der Lehrerin Nicole Niggemeier begleitet wurde, bemühten sich die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen 9 bis 11, umfangreiche Pflegearbeiten durchzuführen. Dabei stießen sie auch auf Gräber gefallener Soldaten aus dem Raum Paderborn - Joachim Arlt, Hubert Bergmeier, Josef Christi, Heinrich Grabbe, Ernst-Otto Glettenberg, Reinhard Helbig, Josef Knaup, Heinrich Meschede, Hans Ortner, Josef Ortwein und Heinz Peitz fanden ihre letzte Ruhestätte in französischem Boden. »Wir würden uns freuen, wenn Kontakte zu Angehörigen entstehen und wir so die Möglichkeit bekommen könnten, mehr über die Gefallen zu erfahren«, so die Jugendlichen.
Eine andere Dimension des Tötens nahm der Krieg in Verdun an. 700 000 Soldaten fanden hier den Tod. »Der Blick über das Gräberfeld hat den Eindruck von Unendlichkeit bei uns hinterlassen - der Unendlichkeit des Tötens und des Leidens«, berichten die Schüler erschüttert. Der Besuch in der Festung Fort Douaumont, die während der Kämpfe unter ständigem Beschuss durch Granaten lag und in der die Soldaten unter extremem Wassermangel litten, gab Einblicke in den Kriegsalltag.
Die Erlebnisse am Hügel Vauquois aber haben wohl am nachhaltigsten geprägt: »Aus den Stollen im Hügel Vauquois kam keiner von uns ohne Gänsehaut ans Tageslicht«. Der Hügel ist in seiner Art wohl ein einmaliges Zeugnis der Zeitgeschichte. Vier Jahre wurde an dieser Stelle ein erbitterter Stellungskrieg zwischen deutschen und französischen Truppen geführt, bei dem sich beide Seiten in den Berg eingruben. Sie versuchten in 60 Metern Tiefe durch eigens angelegte Kampfstollen unter den feindlichen Linien hindurchzukommen und im Boden unter den Gegnern Sprengsätze zu legen. »Die Atmosphäre in den Stollen ist merkwürdig - als ob heute noch ein Teil des Grauens vorhanden ist«, so die hilfsbereite Truppe.
Danken möchten die Schüler der Sparkassenstiftung Paderborn und dem US Shop Lohse, die die Fahrt unterstützt haben.

Artikel vom 04.08.2006