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Schausteller mit
Gewehr bedroht

Autoskooter nachts in Sicherheit gebracht

Wewelsburg (pic). Nach dem Schützenfest in Wewelsburg am zweiten Juli-Wochenende will Schausteller Paul Dorenkamp aus Schloß Holte-Stukenbrock nie wieder im Burgdorf Autoskooter, Karussell, Schießbude oder andere Stände aufstellen. Der 64-Jährige, der seit gut 40 Jahren in Wewelsburg war, zieht jetzt Konsequenzen aus Tumulten beim vergangenen Schützenfest. »So was habe ich noch nie erlebt«, sagte Dorenkamp gestern dem WV.

Die Schausteller-Familie fühlte sich in Wewelsburg offenbar von überwiegend jungen Schützenfestbesuchern derart bedroht, dass sie noch nachts am Schützenfestmontag den Autoskooter abbaute und das Fahrgeschäft nach Paderborn in Sicherheit brachte. Die Standgebühr will Dorenkamp nicht zahlen, weil er massive Schäden von Randalierern am Zugwagen und am Autoskooter beklagt.
»Es ist beim Schützenfest in Wewelsburg hoch hergegangen« bestätigte gestern Polizeisprecher Michael Biermann unschöne Szenen auf dem Schützenplatz. Schausteller Dorenkamp berichtete, dass seine rumänischen Mitarbeiter an allen drei Tagen provoziert worden seien. Sie seien sogar als »Parasiten« beschimpft worden. Die Angelegenheit eskalierte am Schützenfestmontag, als ein junger Mann gegen 22 Uhr ein Luftgewehr gegen den Kopf eines Rumänen gerichtet habe.
Es kam daraufhin offenbar zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Schlägereien. Dorenkamp sprach von einer Zusammenrottung von bis zu 50 Betrunkenen. Ein Wewelsburger Schützenvorstandsmitglied sagte dagegen, ein Schausteller sei aus der Rolle gefallen. Sohn und Tochter von Paul Dorenkamp riefen ihren Vater aus Neuenkirchen zu Hilfe. Inzwischen hätten aber auch Hofstaatspaare und ein junger Mann zur Besonnenheit aufgerufen. Sie seien daraufhin von den Betrunkenen selbst angepöbelt worden.
Der Polizei liegen Anzeigen von zwei Gästen aus Büren vor, die sich wegen Körperverletzung gegen zwei rumänische Mitarbeiter richten. Ein 16-jähriges Mädchen soll laut Dorenkamp behauptet haben, von einem Rumänen sexuell belästigt worden zu sein.
Erst das resolute Eingreifen von zwei Polizeibeamten aus Paderborn habe die Lage geklärt.
Wewelsburgs Schützenoberst Hubert Kemper (59), dem Dorenkamp (»meine Tochter hat den Oberst um Hilfe gebeten«) Untätigkeit vorhält, wollte gestern die Angelegenheit nicht kommentieren. »Als ich kam, war die Polizei schon da«, sagte der Oberst dieser Zeitung. Dorenkamp erwägt jetzt juristische Schritte.

Artikel vom 03.08.2006