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Sekunden-Spuk lockt 6000 Fans an

Stippvisite der Asse findet trotz Regen tolle Resonanz - »Ernie« fährt »Prolog«

Von Uwe Caspar
und Marco Purkhart (Fotos)
Gütersloh (WB). Wusch! Wusch! Wusch! Blitzartig zischten die Radsport-Asse in 128 Sekunden an den Fans vorbei. Schon in nicht einmal drei Minuten war gestern Nachmittag der ganze Spuk an der Carl-Bertelmanns-Straße beendet - der Tross der Deutschland-Tour raste dann gen Bielefeld weiter.

»Das war eigentlich nur eine sehr kurze Momentaufnahme. Und trotzdem sind so heute viele Zuschauer gekommen, die sich auch von den Regenschauern nicht abhalten ließen«, strahlte und staunte zugleich Wilhelm Kottmann vom GT-Fachbereich ob der vortrefflichen Resonanz. »Weil alles so schnell ging, hat man zwar kaum einen Fahrer erkannt. Trotzdem fand ich es super«, schwärmte ein Besucher. Und nicht nur er.
Nach Schätzungen der Offziellen standen ab dem Brockweg rund 6000 Menschen an der Strecke, wobei der Abschnitt der Sprintwertung natürlich besonders viele Neugierige anlockte: An der Carl-Bertelsmann-Straße harrten die bereits eine Stunde und länger wartenden Speichen-Enthusiasten teilweise in Viererreihen aus. »Ich bin begeistert«, freute sich auch RSV-Boss Michael Leonhardt, dessen Verein den Stadt-Organisatoren beratend zur Seite stand, über das zahlreich erschienene Power-Publikum. Abgesehen von der Etappenankunft in Bielefeld soll die GT-Stippvisite das bisher am besten besuchte Tour-Teilstück gewesen sein.
Das verkündete jedenfalls der unermüdliche Dampfplauderer am Rande der Piste: Manche Kommentare hätte sich der recht selbstgefällig wirkende Markus Dexheimer, der nicht nur einmal mit seinen persönlichen sportlichen Erfolgen prahlte, auch sparen können. Von der Atmosphäre in der Dalkestadt zeigte sich die zuweilen nervende Quasselstrippe am Mikrofon angetan. »Hier ist alles zum Greifen nahe«, lobte Dexheimer den hautnahen Kontakt zwischen den Topleuten und ihren zahlreichen Bewunderern.
Sozusagen für den Prolog sorgte indes ein ungebetener Überraschungs-Gast: Bevor der Tross eintraf, strampelte der berühmt-berüchtigte »Ernie« splitternackt die Straße rauf. »Das konnten wir leider nicht unterbinden, der war zu schnell«, registrierte Wilhelm Kottmann den Rad-Striptease gelassen und schmunzelnd.
Das Lachen wird jedoch einigen Autobesitzern vergangen sein, deren an der Carl-Bertelsmann-Straße verbotenerweise geparkten Wagen abgeschleppt wurden, um die Strecke für den Sport frei zu halten. Ansonsten gab es keine verkehrstechnischen Zwischenfälle. »Alles glatt über die Bühne gegangen«, meldete GT-Polizeisprecher Karl Stehrenberg unmittelbar nach der Veranstaltung.
Auch die der Tour vorauseilende Werbekarawane huschte problemlos vorüber und erinnerte ein bisschen an Karneval: Statt Kamellen warfen die diversen Firmen-Repräsentanten Kugelschreiber, Käsehäppchen vom Hauptsponsor Appenzeller und Kaugummi aus den vorbeifahrenden Autos. Sogar Würste flogen in die Menge.
Um die Wurst - sprich Etappensieg - ging es in Gütersloh noch nicht: Die Sprintwertung sicherte sich Andreas Matzbacher (Österreich) nach einem Kopf-an-Kopf-Duell mit Antonius Luengo (Spanien). Die beiden Ausreißer hatten sich kurz nach Etappenstart abgesetzt und wurden erst in Avenwedde vom Verfolgerfeld eingefangen.
Als Etappensieger durften sich auch Kottmann und Co. fühlen. »Gelungene Werbung für unsere Stadt«, freute sich der Mann vom Sportamt ebenso über die (kurze) Fernseh-Schaltung aus Gütersloh. Die Karawane zieht weiter.

Artikel vom 03.08.2006