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Wolfgang Lippke bei Senioren-DM

Ein höchst interessanter Tennis-Erlebnisbericht - aufgezeichnet von ihm selbst

Dielingen/Bad Neuenahr (ko). Wolfgang Lippke aus Lemförde und Mitglied des TuS Dielingen war wieder dabei: bei den Deutschen Meisterschaften im Tennis für Senioren. Tennis ist seine Leidenschaft. In Bad Neuenahr war er bereits letztes Jahr dabei. Und »Dabeizusein«, das war auch in diesem Jahr das Motto für den rüstigen 81-jährigen Rentner. Auch ohne sportlichen Erfolg sagte er sich: »Ein tolles Erlebnis« Über 500 Teilnehmer waren vor Ort. »Mehr als in Wimbledon«, so Lippke.

Im Gespräch mit dem Westfalen-Blatt schildert Wolfgang Lippke seine Erlebnisse.
»Im Mai bekam ich die Einladung und Ausschreibung aus Bad Neuenahr für die erneute Teilnahme an der Deutschen Senioren Meisterschaft, an der ich natürlich teilnehmen wollte.
Es gab viel zu erledigen bis zum 25. Juli, wo es losgehen sollte. Ein beim Heckenschneiden zugezogener Tennisarm musste geheilt werden. Hinzu kam, möglichst schnell am rechten Auge den grauen Star beseitigen zu lassen. Mein bisheriger Augenarzt in Diepholz sagte mir eine Operation im August zu. Das wollte ich aber doch vorher erledigt haben. Ich hatte Glück und erreichte einen Termin für das Einsetzen einer neuen Linse in der Augenklinik in Minden - was denn am 9. Juni geschah.
Der Chirurg auf meine Frage am Operationstisch: Wann kann ich wieder Tennis spielen? - In 14 Tagen!.
Herrlich, dachte ich. Dann bekommst Du eine neue Brille, dann klappt alles bis zum 25. Juli. Etliche Akupunktur-Sitzungen brachten den Tennisarm weg. Ein ganz neuer Schläger für bessere Kontrolle kam auf den Markt. Gleich gekauft.
Am Montag, 24.Juli, wollte ich in einem Rutsch zu meiner vorher gebuchten Pension in Bad Neuenahr fahren. Nix, am Westhofener Kreuz war ein Riesenstau, den mein Navigationsgerät nicht ansagte bzw. ansagen konnte. Die Batterie gab hinter Köln ihren Geist auf. Und das alles umgeben von einer Hitze von weit über 33 Grad Celsius. Nch 19 Uhr kam ich nun dort an. Die Parkplatzbelegung und bis ich Koffer und Tennistasche im Zimmer hatte dauert auch noch eine halbe Stunde.
Schnell was essen. Ich kannte ja noch ein Lokal zwei Häuser weiter. Hundert Leute saßen draußen unter Schirmen - es gab nur eine Bedienung. Mein Eis bekam ich in einer halben Stunde. Was jetzt nicht in mir kochen konnte, kochte jetzt. Mit der Tatsache, nun ins Bett zu gehen und am nächsten Morgen um 10 Uhr spielen zu müssen, ohne zu wissen gegen wen. Das wurde strikt geheim gehalten.
Um neun Uhr am nächsten Morgen wusste ich es. Es war nicht der Gegner, gegen den ich im letzten Jahr knapp verlor. Der war gar nicht da, sondern der Nachfolgegegner von diesem, der 2005 doch so hoch gewann, weil mein Gegner so kaputt war - von mir. Ich war ja nun nicht kaputt, aber ich verlor kurz und bündig 0:6 0:6.
Der Abend dann aber verlief mal wieder feucht und besonders fröhlich. Ein Bekannter vom letzten Jahr brachte wieder eine kabarettistische Showeinlage zutage. Es war der allseits bekannte Herr Legsding, aus Lettland gebürtig, jetzt in Lüdenscheid wohnhaft auch ein Herr aus der HE80.
Das vorbestimmte Doppel für den nächsten Tag bescherte mir als Partner einen Herrn Jakubek, der auch sein erstes Spiel verlor. Als Gegner bekam wir einen 85-er, der als x-facher Deutscher Meister oder Weltmeister im Schnibbeln zu sein schien. Das konnte mein Partner gar nicht ab. »Das ist doch kein Tennis!!« Auch ohne seine mir nicht erklärbare Ansicht, wie man Tennis zu spielen hätte, hatten wir keine Chance (1:6 0:6).
Was blieb nun für den Rest des Turniers übrig? Natürlich die Nebenrunde, die dann am nächsten Tag beginnen sollte. Wir 80-er waren vier Mann. Jeder gegen Jeden. Jeden Tag ein Spiel. Einer meiner Gegner war der, gegen den ich im letzten Jahr in der Nebenrunde gewonnen hatte, der zweite war mein Partner vom Doppel.
Der kam erst gar nicht, war wohl immer noch frustriert. Mein erster Gegner am Donnerstag sollte - von der Anlage her - meiner Ansicht nach zu schaffen sein. Plötzlich stand es 6:0, für ihn (!!) und er sagte mir, er wolle mir nach dem Spiel erklären, warum ich verliere. Hach, ich bekam im zweiten Satz doch noch drei Spiele. Dann kam es zutage - ich hätte irgendwas mit den Augen. Es fiel mir nicht wie Schuppen von den Augen, sondern mir wurde klar: Es lag an meiner Brille, die ich mir viel zu früh angeschafft habe. Frühestens sechs Wochen nach einer Operation darf man an eine Brille für die Zukunft denken, da die Zuordnung der neuen Situation der Augen in Einklang mit dem Gehirn erst danach geregelt zu sein scheint.
Der Gegner für den Freitag, den ich doch vor einem Jahr klar schlug, sagte ab, und den über-nächsten Gegner für den Sonnabend sagte ich dann ab. Was soll ich für zwei Tage ohne Spiel da rumhängen? Ich beschloss, Freitag früh nach Hause zu fahren, um als erstes dann in mein Schwimmbad zu gehen.
Die Hitze für das diesjährige Turnier war höchst gefährlich. Es gab sehr viele Aufgaben. Dritte Sätze wurden nur als Tiebreak gespielt. Auf ein Neues, wenn meine Augen wieder in Ordnung sind.

Artikel vom 02.08.2006