02.08.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Versmold Sprungbrett zur 1. Liga

Handball: Andreas Bock beendet gemeinsam mit Rüdiger Traub Bundesliga-Karriere

Von Lars Krückemeyer
Altkreis (WB). » ÝBockiÜ ist derjenige von Jungs, die schon am ÝwestlichstenÜ denken. Der wird auch hier seinen Weg machen.« Als Andreas Bock im Frühjahr 1990 mit seinem Teamkollegen Jörg Engelhardt, Jens Sachse und Denis Wozniak vom SC Magdeburg zum damaligen Handball-Regionalligisten Spvg. Versmold wechselte, hatte sich Trainer Willi Möhle bald ein Urteil gebildet. Und er sollte recht behalten: Der »abgezockte« Kreisläufer brachte es nach dem Sprungbrett Versmold auf eine beachtliche Karriere in der 1. und 2. Liga, bis er sich jetzt, nach zwei Jahren beim TuS Spenge, mit 37 Jahren vom Bundesliga-Handball verabschiedet hat.

Zeitgleich übrigens mit seinem alten Spezi Rüdiger Traub. Die Wege der beiden haben sich seit dem 14. Lebensjahr immer wieder gekreuzt. Sie durchliefen gemeinsam DDR-Auswahlmannschaften, wagten nach dem Fall der Mauer ohne zu Zögern den Wechsel in den Westen und »fanden« schließlich in der Handball-Bundesliga bei GWD Minden wieder zusammen. Zuletzt spielten sie zwei Jahre in Spenge in derselben Mannschaft.
»Wir sind gute Freunde geworden«, sagt Traub, der wie Bock in Ostwestfalen längst seine Heimat gefunden hat. Dabei schienen sich die beiden nach ihrer erfolgreichen Jugend- und Juniorenzeit schon fast aus den Augen verloren zu haben. Rüdiger Traub (Stammverein Jahn Bad Freienwalde) und Andreas Bock (Stammverein Motor Bernburg) besuchten im Alter von 14 Jahren die »Kinder- und Jugend-Sportschule« und spielten inzwischen für den ASK Frankfurt/Oder (Traub) und den SC Magdeburg (Bock). Während Rechtsaußen Traub als Kapitän der Junioren-Nationalmannschaft ins damalige Frankfurter Männer-Team wechselte, 1990 DDR-Meister und Vize-Europapokalsieger wurde, hatte es Kreisläufer Bock im SCM-Kader deutlich schwerer, schaffte den Sprung in die erste Liga erst nach dem Umweg über Versmold und im Anschluss daran über starke Leistungen beim damaligen Zweitligisten Göttingen.
Während der damals 21-jährige Sportstudent Rüdiger Traub nach dem Wechsel zum VfL Fredenbeck in einer Mannschaft mit Binjo Tluczynski und Christian Schwarzer schnell im Rampenlicht stand, musste Andreas Bock zunächst kleinere Brötchen backen, schaffte aber mit GWD Minden im Mai 1995 den Aufstieg in die 1. Liga - und beide feierten ein Wiedersehen. »Das war im Festzelt bei der Aufstiegsfeier, zu der ich als Neuzugang eingeladen war«, erinnert sich Traub. In der nach zehn Jahren Abstinenz »ausgehungerten Handball-Stadt Minden« (Bock), in der auch gesellige Termine wahrlich nicht zu kurz kamen, erlebten beide die fünf sportlich interessantesten Jahre ihre Karriere. Trotz des Zusammenspiels mit Weltklasse-Akteuren wie Stephane Stoecklin, Talant Dujshebaew, Magnus Andersson oder Aleksandr Tutschkin reichte es jedoch meist nur zu einem gesicherten Mittelfeldplatz und einer Teilnahme an der Pokalendrunde 2000.
Nach dem Abschied im Jahr 2000 trennten sich die Wege des Duos erneut. Bock verhalf dem Regionalligisten TuS Spenge zum souveränen Zweitliga-Aufstieg, während Traub in Bad Salzuflen (2. Liga) ein Desaster erlebte. »Es gab finanzielle Probleme, und schließlich habe ich in der Rückrunde die Brocken hingeworfen. Das war die negativste Erfahrung in meiner Karriere!« Nach zwei Jahren bei der HSG Augustdorf/Hövelhof hatte sich Traub zum Ende seiner Karriere schon »riesig« darauf gefreut, noch einmal mit »Bocki« zusammen zu spielen, doch während Traub nach Spenge ging, zog es den Kreisläufer zu Eintracht Hildesheim.
Nach Bocks prompter Rückkehr gingen beide dann aber 2004/05 und 2005/06 doch noch einmal gemeinsam auf Torejagd. Schade nur für Bock (»Die fünf Jahre in Spenge und das Aufstiegsjahr in Minden waren die schönste Zeit«), dass seine Bundesliga-Laufbahn durch einen Fußbruch im Februar abrupt beendet war. »Wir hatten trotz des hohen Spaßfaktors in der Spenger Mannschaft immer den Ehrgeiz, es den Jungen zu zeigen«, war auch Traub mit seiner letzten Station zufrieden.
So ganz vom Handball lassen können die beiden Routiniers (noch) nicht. Bock, Anlageberater bei einem Bielefelder Geldinstitut, wechselte zum Oberligisten HCE Bad Oeynhausen, wo er nach dem Weggang seines ehemaligen Mindener Mannschaftskameraden Joachim Sproß (GWD II) jetzt sogar zum Spielertrainer aufstieg. »Wir haben eine ambitionierte Mannschaft und wollen in zwei Jahren an der Regionalliga anklopfen«, meint der B-Lizenz-Inhaber, der beim TuS Spenge zuletzt Co-Trainer war.
Rüdiger Traub soll als Spielertrainer den Neuaufbau beim Bezirksligisten SG Bünde-Dünne leisten. »In zwei Jahren wollen wir wieder in der Landesliga spielen«, hat auch der Diplom-Kaufmann, der bei einer Herforder Modefirma im Marketing-Bereich angestellt ist, ehrgeizige Ziele.

Artikel vom 02.08.2006